Verhaltenswissenschaftlich inspiriertes Verwaltungshandeln
Herausforderungen und Perspektiven zur Umsetzung staatlichen Nudgings in Deutschland
Zusammenfassung
Durch den Nudge-Ansatz wurde die Frage nach dem Einfluss verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse auf staatliche Maßnahmen in den Fokus gerückt. Die Arbeit untersucht die Herausforderungen und Grenzen bei der Umsetzung staatlichen Nudgings. Aus dem Blickwinkel der Verwaltung wird dabei insbesondere auf die grundrechtliche Dimension von Nudges, deren Kontrolle und die Einordnung verhaltenswissenschaftlich inspirierter Maßnahmen in die Maßstabslehre des Verwaltungshandelns eingegangen.
- 1–16 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–16
- 17–20 Einleitung 17–20
- A. Gegenstand und Fragestellung
- B. Gang der Arbeit
- 21–84 Teil 1: Nudging 21–84
- A. Ausgangspunkt: Nudges nach Thaler und Sunstein
- I. Definition
- II. Verhaltenswissenschaftliche Grundlagen
- 1. Homo Oeconomicus
- 2. Begrenzte Rationalität (Bounded Rationality)
- 3. Abweichungen vom ökonomischen Standardmodell
- a) Heuristiken und kognitive Verzerrungen
- aa) Verfügbarkeitsheuristiken
- bb) Kognitive Anker
- cc) Repräsentativitätsheuristiken
- dd) Überoptimismus und Selbstüberschätzung
- b) Grenzen der Informationsaufnahme und –verarbeitung
- c) Abweichung von einem rationalen Entscheidungsverhalten
- aa) Rahmen (Frame)
- bb) Status-Quo-Bias
- cc) Besitztumseffekte
- dd) Extremeness Aversion
- d) Begrenzte Willensstärke (bounded willpower)
- III. Entscheidungsarchitektur
- IV. Arten von Nudges
- V. Vorteile von Nudging
- B. Begriffsbestimmung: Kritische Auseinandersetzung
- I. Pflichtentscheidungen
- II. Informationen und Warnungen
- 1. Begriffsabgrenzung
- 2. Systeme des Denkens
- 3. System-2-Nudges?
- 4. Stellungnahme
- a) Verhaltenslenkung
- aa) Verhaltensänderung
- bb) Vorhersehbarkeit
- cc) Vermittlung
- b) Praxis
- c) Konsequenz
- III. Anreize
- C. Kritik: Grundannahmen
- I. Rezeption wissenschaftlicher Erkenntnisse
- 1. Abweichungen als Fehler
- 2. System 1 und System 2
- 3. Stellungnahme
- II. Entscheidungsarchitektur und Nudges
- D. Begriffsrelativierung: Wissenschaftliche Einbettung
- I. Verhaltensökonomik
- II. Ökonomische Analyse des Rechts
- III. Verhaltenswissenschaftliche Analyse des Rechts
- IV. Ein praktischer Nudge-Begriff
- E. Zusammenfassung: Der Nudge-Begriff
- F. Libertärer Paternalismus: Rechtspolitisches Ideal
- I. Grundkonzept
- 1. Libertäres Element
- 2. Paternalistisches Element
- II. Kritik
- 1. Paternalismus
- 2. Normatives Konzept?
- a) Individuelle Präferenzen
- b) Wohlergehen
- aa) Fehlen eines tauglichen Konzepts
- bb) Homo Oeconomicus als Leitbild
- c) Stellungnahme
- 3. Liberalismus und Redistribution
- 4. Menschenbild
- 85–103 Teil 2: Nudges im Kontext einer verwaltungsrechtlichen Formenlehre 85–103
- A. Ziele der Formenlehre
- B. Rechts-, Handlungs- oder Bewirkungsform
- I. Rechts- und Handlungsform
- II. Bewirkungsform
- C. Steuerungsinstrumente
- I. Gebote/Verbote
- II. Anreize
- III. Schlichtes Verwaltungshandeln
- 1. Staatliches Informationshandeln
- a) Verhaltenslenkung
- b) Unterschiede
- c) Zusammenfassung
- 2. Sonstiges schlichtes Verwaltungshandeln
- IV. Nudges als eigenständiges Steuerungsinstrument
- V. Nudges als Bestandteil eines Mix
- VI. Nudges als Teil anderweitiger Steuerungskategorien
- D. Zusammenfassung
- 104–171 Teil 3: Nudges im System des nationalen Grundrechtsschutzes 104–171
- A. Unmittelbare Nudges
- I. Nudges als Eingriff
- 1. Klassischer Eingriffsbegriff
- 2. Moderner Eingriffsbegriff
- a) Umfang
- b) Nudges als Eingriff: Mittel und Inhalt
- aa) Eingriff durch Nudges als Mittel
- (1) Begriff der Autonomie
- (2) Konfliktpotential
- (3) Grundrechtlicher Schutz der Autonomie durch Art. 2 Abs. 1 GG
- (4) Rolle der Transparenz als Korrektiv
- (5) Bestandsaufnahme
- (6) Stellungnahme
- (a) Informationen
- (b) Default Rules
- (aa) Autonomie und Defaults
- (bb) Handlungszwang und negative Selbstbestimmung
- (c) Personalisierung
- (7) Zusammenfassung: Nudges als Mittel
- bb) Eingriff durch den Inhalt des Nudges
- cc) Nudges als Eingriff: Synthese
- II. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung von Nudges
- 1. Verhältnismäßigkeitsgrundsatz
- a) Legitimes Ziel
- aa) Legitimität paternalistischer Intervention
- bb) Nudging im Kontext der Legitimitätsdebatte
- b) Geeignetheit
- c) Erforderlichkeit
- d) Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne
- 2. Kumulative Grundrechtseingriffe und Nudging
- a) Die Figur des kumulativen Grundrechtseingriffs
- aa) Anforderungen
- bb) Dogmatische Einordnung
- cc) Rechtsfolgen
- b) Kumulative Grundrechtseingriffe durch Nudges
- III. Ungleichbehandlungen durch Nudges
- 1. Willkürprüfung und neue Formel
- 2. Ungleichbehandlungen
- a) Adressaten (unmittelbare Diskriminierung/Ungleichbehandlung)
- b) Wirkung (mittelbare Diskriminierung/Ungleichbehandlung)
- B. Mittelbare Nudges
- I. Begriffserklärung
- II. Situation 1: Auswirkungen von Nudging auf Dritte
- 1. Eingriffsbegriff und Rolle der Autonomie
- 2. Eingriffssituationen
- a) Hoheitliches Informationshandeln
- b) Default Rules
- 3. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung
- III. Situation 2: Imperatives Staatshandeln und Nudging
- 172–213 Teil 4: Perspektiven zu einer deutschen Nudge-Einheit 172–213
- A. Entwicklung und Überblick über internationaler Nudge-Einheiten
- I. Erste Versuche (OIRA)
- II. Behavioural Insights Team des Vereinigten Königreichs
- 1. Anwendung verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse
- 2. MINDSPACE
- 3. EAST
- 4. Test, Learn, Adapt
- a) Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs)
- b) Aufbau einer RCT anhand des „Test, Learn, Adapt“-Verfahrens
- III. Weitere Einheiten und Umsetzungsansätze
- 1. Staatliche Einheiten und private Netzwerke
- 2. Zentrale, dezentrale und projektbezogene Schwerpunkte
- 3. Personenbezogener Ansatz
- B. Rahmenbedingungen für eine institutionelle Umsetzung in Deutschland
- I. Bisherige Entwicklung
- 1. Methodik und Arbeitsweise
- 2. Projekte
- II. Verwaltungsorganisatorische Rahmenbedingungen
- 1. Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen
- a) Ressortprinzip, Art. 65 S. 2 GG
- b) Bund – Länder – Kommunen
- 2. Sonstige Rahmenbedingungen
- a) Steuerung durch Organisation
- b) Vom klassischen Organisationsmodell zu neuen Herausforderungen
- c) Institutional Choice
- aa) Wahl der Verwaltungsebene
- bb) Wahl des Sektors
- cc) Wahl des Organisationstyps
- dd) Auswahlkriterien
- d) Wissenschaftlicher Sachverstand
- e) Stellungnahme
- aa) Bundes-/Landesebene
- bb) Kommunale Ebene
- cc) Zusammenschau
- 214–300 Teil 5: Maßstäbe des Nudgens 214–300
- A. Maßstäbe des Verwaltungshandelns
- I. Begriff des Maßstabs
- II. Zweck der Maßstabslehre
- III. Umfang
- B. Rechtmäßigkeit
- I. Gesetzmäßigkeit der Verwaltung
- 1. Formelle Rechtmäßigkeit und Vorrang des Gesetzes
- 2. Vorbehalt des Gesetzes
- a) Grundsätzliches
- b) Nudges und der Vorbehalt des Gesetzes
- aa) Inhaltliche Aspekte
- bb) Art des Nudges
- cc) Synthese: Öffentlichkeit durch Gesetz
- II. Willkürverbot
- III. Verhältnismäßigkeit
- C. Effektivität
- I. Definition
- II. Ausprägungen der Effektivität im Verwaltungshandeln
- III. Nudges und Effektivität
- 1. Bezugsgröße der Effektivität
- 2. Spannungsverhältnis: Effektivität und Transparenz
- a) Transparenz nach Sunstein und Thaler
- b) Argumentationslinie: Transparenz vs. Effektivität
- c) Kritische Einordnung
- aa) Bovens type und token interference transparency
- bb) Hansen und Jespersens transparente und intransparente Nudges
- cc) Stellungnahme
- d) Folgen für staatliches Nudging
- aa) Öffentlichkeit und Transparenz
- bb) Stellungnahme
- 3. Nudges als Allheilmittel
- a) Künstliche Verengung des Blickfeldes
- b) Grenzen von Nudging
- c) Ausweg aus dem Problem
- 4. Übertragbarkeit experimenteller Studien in die Praxis
- 5. Langfristige Wirksamkeit und Nebeneffekte
- a) Nebeneffekte
- b) Langfristige Wirksamkeit und Wirkungen
- c) Stellungnahme
- 6. Spannungsverhältnis: Effektivität und Datenschutz
- a) Nudging und personenbezogene Daten
- b) Schutzmechanismen
- aa) Recht auf informationelle Selbstbestimmung
- bb) Grundsätzliche Strukturen
- cc) Stellungnahme
- (1) Libertär paternalistische Nudges
- (2) Sonstige Nudges
- 7. Zusammenfassung und Schlüsse
- D. Effizienz
- I. Definition
- II. Ausprägungen des Effizienzprinzips im Verwaltungshandeln
- 1. Effizienz als Rechtsprinzip
- 2. Einfallstore der Effizienz ins Verwaltungshandeln
- 3. Nudges und Effizienz
- E. Akzeptabilität und Akzeptanz
- I. Akzeptabilität und Akzeptanz von Verwaltungshandeln
- 1. Begriffliche Einordnung
- 2. Bedeutung im Verwaltungshandeln
- a) Akzeptanz
- b) Akzeptabilität
- II. Nudging und Akzeptabilität
- 1. Adressatenperspektive
- a) Einstellung der Bürger zum Nudging
- b) Indikatorfunktion der Akzeptabilität
- c) Schlussfolgerungen
- 2. Staatliche Perspektive
- 301–360 Teil 6: Kontrolle 301–360
- A. Facetten von Kontrolle
- I. Begriffsbestimmung
- II. Parameter
- B. Herausforderungen im Rahmen von Nudging
- I. Nudges selbst
- II. Prozess um Nudging
- C. Kontrollmöglichkeiten und -defizite beim Nudging
- I. Gerichtliche Kontrollen
- 1. Parameter
- 2. Rolle des subjektiven Rechts
- 3. Kontrolldichte
- 4. Klagearten, Ansprüche und Sanktionen
- 5. Zwischenergebnis
- II. Selbstkontrolle der Verwaltung
- 1. Parameter
- 2. Formen
- a) Aufsicht
- aa) Amtsaufsicht
- bb) Behördenaufsicht
- cc) Körperschaften, Anstalten und Stiftungen
- b) Beschwerde- und Rechtsbehelfsverfahren
- c) Unabhängige Stellen und Beauftragte
- d) Öffnung für neue Formen der Selbstkontrolle
- III. Finanzkontrollen
- 1. Parameter
- 2. Entwicklungen
- 3. Finanzkontrolle und Nudging
- IV. Öffentlichkeitskontrolle
- 1. Öffentlichkeit
- 2. Parameter
- 3. Maßstäbe und Instrumente
- 4. Öffentlichkeitskontrolle und Nudging
- V. Parlamentarische Kontrollen
- 1. Parameter
- 2. Kontrollspektrum bei Nudging
- D. Gesamtschau
- I. Rechtmäßigkeit
- 1. Register von Nudges
- 2. Nudge-Kontrollbeauftragter
- 3. Rolle der Gerichte
- II. Effektivität
- 1. Kontrollpotential
- 2. Ein Auslaufdatum für Nudges?
- III. Effizienz
- 361–364 Teil 7: Zusammenfassung 361–364
- 365–396 Literaturverzeichnis 365–396