Die Kritik der politischen Philosophie, die Raymond Geuss im Jahr 2011 formulierte, ist im Kern ideologiekritisch motiviert. Der vorliegende Essay liest Geuss als Vertreter der Kritischen Theorie von Adorno und Horkheimer und versucht zu zeigen, dass die Ideologiekritik letztlich zu einem Ingenieursmodell der Politik führt. Dieses Modell beinhaltet ein teleologisch-strategisches Handlungsverständnis, das von einer Zweck-Mittel-Rationalität geprägt ist. Aus der Perspektive des politischen Denkens Hannah Arendts bedingt die Ideologiekritik zwangsläufig, dass das Handeln als ein Akt des Herstellens aufgefasst wird. In dieser Verwandlung findet die Zerstörung menschlicher Pluralität statt. Pluralität ist jedoch Arendt zufolge nicht nur sine qua non, sondern vielmehr conditio per quam der Politik. Die Zerstörung der Pluralität ist demnach die Zerstörung der Politik. Damit reproduziert Geuss genau das Politik- und Handlungsverständnis der vorherrschenden politischen Philosophie, das Arendt kritisiert. Geuss bleibt als Ideologiekritiker letztlich Philosoph in der Tradition Platons. Zugespitzt formuliert: Das Höhlengleichnis ist die erste Darstellung der Ideologiekritik, und Geuss bleibt Platoniker wider Willen.
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