Alexander Lenger und Stephan Wolf (2018; im Folgenden LW) führen in ihrem Beitrag „Experimente in der Soziologie?“ eine kritische Diskussion über Vorteile, Risiken, und Nebenwirkungen experimenteller Methoden in der Soziologie. Über drei Jahrzehnte hinweg hat die Verhaltensökonomie mit experimentellen Methoden in den Wirtschaftswissenschaften an Terrain gewonnen, während Experimente in der Soziologie eher selten waren. Die Soziologie ist, wenn sie standardisiert empirisch arbeitet, bis heute vorwiegend eine ,Surveywissenschaft‘. Die Autoren sprechen sich durchaus für Experimente aus, benennen aber auch einige Schattenseiten. Mit qualitativen Methoden ergründen sie die Motive von Probanden sozialwissenschaftlicher Experimente. So finden sie mithilfe qualitativer Interviews drei Typen von Versuchsteilnehmern: Den strategisch-nutzenmaximierenden Typ, den ,Interessierten Forscher‘ und den ,Kritischen Experten‘. Die Ergänzung hochstandardisierter Laborexperimente durch qualitative Nachbefragungen kann durchaus zu neuen Einsichten führen und der Mix von verschiedenen Methoden wird kreativ eingesetzt. Bezüglich Forschungsstrategie und einiger Schlussfolgerungen liegen allerdings auch Irrtümer und Missverständnisse vor. So berechtigt die Kritik an Laborexperimenten ist, so muss man doch die Probleme an einigen Stellen präzisieren, um angemessene Lösungen zu finden.
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