Politische Freundschaften
Informelle Beziehungen im Deutschen Bundestag
Zusammenfassung
Die Frage nach der Bedeutung informeller, persönlicher Beziehungen in politischen Entscheidungsprozessen ist angesichts der vielfältigen Handlungsprobleme politischer Führungsgruppen in westlichen Demokratien ein äußerst virulentes Thema. Die Nutzung informeller Netzwerke wird dabei entweder als abweichendes, informales Verhalten gedeutet, dass mit Korruption und Lobbyismus in Verbindung steht, oder im Rahmen von steuerungstheoretischen Ansätzen euphemistisch als effektives Mittel zur Verbesserung des politischen Outputs angesehen.
Der Autor entwickelt anhand einer qualitativen Untersuchung im Deutschen Bundestag ein soziologisches Konzept politischer Freundschaft, welches die alltägliche Handlungsrationalität von Berufspolitikern in den Mittelpunkt stellt und ihre Einbettung in das politische Feld berücksichtigt. Dabei entsteht ein detailliertes Porträt der Herausforderungen an heutige Politiker und ihrer Strategien der Problembewältigung.
- 2–10 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–10
- 11–16 Einleitung 11–16
- 17–17 Fragestellung 17–17
- 18–18 Rahmenkonzept 18–18
- 19–21 Der Deutsche Bundestag als Untersuchungsfeld 19–21
- 22–24 Aufbau des Buches 22–24
- 25–94 I Theoretische Perspektiven und methodischer Zugang 25–94
- 25–49 I.1 Historische Konzepte und Formen politischer Freundschaft 25–49
- 25–29 Freundschaft in archaischen Gesellschaften 25–29
- 29–32 Aristoteles’ Konzept der politischen Freundschaft 29–32
- 32–35 Politische Freundschaft in der römischen Antike 32–35
- 35–37 Politische Freundschaften im Mittelalter 35–37
- 37–39 Freunde werden zur Bedrohung 37–39
- 39–42 Die Verselbstständigung des Staatsapparates 39–42
- 42–44 Carl Schmitt und die deutschen Männerbünde 42–44
- 44–46 Moderne Formen politischer Freundschaft 44–46
- 46–49 Konstitutive Elemente politischer Freundschaft 46–49
- 49–81 I.2 Zwischen Korruption und effektiver Steuerung 49–81
- 49–51 Informelle Beziehungen 49–51
- 51–54 Informale Politik 51–54
- 54–64 Legalistisch-problemzentrierte Perspektive 54–64
- Theoretische Perspektive
- Klientelismus und Korruption
- Politische Führungsgruppen als „Politische Klasse“
- Demokratie- und Transformationsforschung
- Informelle Beziehungen als Reste der Vormoderne
- 64–74 Steuerungstheoretisch-netzwerkorientierte Perspektive 64–74
- Theoretische Perspektive
- Politik-Netzwerke
- Politische Führungsgruppen als „politische Elite“
- Zum Stellenwert informaler Netzwerke in Deutschland
- 74–76 Zusammenfassung 74–76
- 76–81 Organisationssoziologische Perspektiven 76–81
- 81–94 I.3 Das politische Feld als Rahmenkonzept 81–94
- 81–83 Die Grenzen des Feldes 81–83
- 83–85 Die „Verwandlung“ zum Berufspolitiker 83–85
- 85–87 Sozialkapital und politisches Kapital 85–87
- 87–88 Das Feldkonzept Bourdieus als heuristischer Rahmen 87–88
- 88–91 Untersuchungsebenen und methodische Anlage 88–91
- 91–94 Forschungsstrategie und Methode 91–94
- 95–227 II Sinnhorizont, Prozesse und Formen politischer Freundschaft 95–227
- 95–129 II.1 Professionalisierung und Praxissinn 95–129
- 95–106 Die Trennung von Amt und Person und die Logik des „Menschenfischers“ 95–106
- 106–111 Professionelle Politik als „Kampfraum“ 106–111
- 111–113 Professionelles Misstrauen und Halbmaskerade 111–113
- 113–114 Statusbewahrung 113–114
- 114–117 Verflechtungs- und Abhängigkeitszusammenhänge 114–117
- 117–120 Betriebsförmige Verfahren und bürokratische Hürden 117–120
- 120–123 Gesellschaftliche Komplexität und Kontaktinfarkt 120–123
- 123–126 Vernetzte Spezialisten statt Gesinnungsethiker 123–126
- 126–129 Der politische Profi 126–129
- 129–157 II.2 Der Sinnhorizont politischer Freundschaft 129–157
- 129–131 Politische Bedingtheit und politischer Bezug 129–131
- 131–133 Verschwiegenheit und Diskretion 131–133
- 133–139 Authentizität und Offenheit 133–139
- 139–140 Der Verpflichtungsmechanismus des Geheimnistauschs 139–140
- 140–144 Persönliches Vertrauen 140–144
- 144–146 „Stimmende Chemie“ 144–146
- 146–149 Verlässlichkeit und Loyalität 146–149
- 149–150 Der Verpflichtungsmechanismus der Treue 149–150
- 150–154 Freiwillige Hilfe und Solidarität 150–154
- 154–155 Der Verpflichtungsmechanismus des Gabentauschs 154–155
- 155–157 Zusammenfassung 155–157
- 157–182 II.3 Politische Freundschaften im Karriereverlauf 157–182
- 157–160 Karriere, Relevanz und geteilte Lebenswirklichkeit 157–160
- 160–166 Politische Freunde am Anfang der Karriere 160–166
- 166–171 Parteiinterne Förderverhältnisse – am Übergang zur professionellen Politik 166–171
- 171–177 Kollegialität und politische Projekte 171–177
- 177–179 In höheren Positionen 177–179
- 179–182 Politische Freundschaften im Prozess 179–182
- 182–208 II.4 Typen politischer Freundschaften 182–208
- 182–186 Zur Schlüsselkategorie 182–186
- 186–187 Drei Typen politischer Freundschaft 186–187
- 187–194 Intime politische Freundschaften 187–194
- 194–200 Balancierte politische Freundschaften 194–200
- 200–205 Strategische politische Freundschaften 200–205
- 205–208 Zusammenfassung 205–208
- 208–227 II.5 Das Spiel mit der Freundschaft 208–227
- 208–212 Die Eigendynamik politischer Freundschaften 208–212
- 212–214 Freundschaftsfallen 212–214
- 214–216 Spannungsmanagement 214–216
- 216–218 Defensive Bewegungen - Decoupling 216–218
- 218–220 Offensive Bewegungen - Coupling 218–220
- 220–224 Räumliche Spiele und die Praxis des „Biertrinkens“ 220–224
- 224–227 Sprachspiele 224–227
- 228–301 III Die praktische Bedeutung politischer Freundschaften 228–301
- 228–251 III.1 Erlangung, Absicherung und Erweiterung von Positionsmacht 228–251
- 228–235 Praktiken der Hilfe und Unterstützung 228–235
- 235–240 Individualisten und Netzwerker – Zur Akkumulation politischen Kapitals 235–240
- 240–242 Der Netzwerkrepräsentant 240–242
- 242–244 Der parteiinterne Patron 242–244
- 244–246 Der Fachexperte 244–246
- 246–248 Der populäre Individualist 246–248
- 248–251 „Feudale Inseln“ der Positionsmacht 248–251
- 251–262 III.2 Die Organisation von Mehrheiten 251–262
- 251–254 Mehrheitsorganisation durch einzelne Beziehungen 251–254
- 254–257 Mehrheitsorganisation durch Gruppenbildung 254–257
- 257–259 Vom Nutzen Parteiübergreifender Freundschaften 257–259
- 259–262 Banalisierung und Substanzverlust der Politik 259–262
- 262–273 III.3 Geheime Kommunikationsräume 262–273
- 262–267 Das Problem mit der Öffentlichkeit 262–267
- 267–269 Mediendemokratie 267–269
- 269–273 Intransparenz und fehlerhafte Entscheidungen 269–273
- 273–287 III.4 Beratungsräume und Informationsflüsse 273–287
- 273–277 Informationsflüsse 273–277
- 277–281 Beratungsräume 277–281
- 281–282 Komplexitätsanforderungen 281–282
- 282–284 Zeitstrukturen 282–284
- 284–287 Der Verlust der Unabhängigkeit 284–287
- 287–301 III.5 Zur Bewältigung des politischen Alltags 287–301
- 287–291 Schutz in der Auseinandersetzung 287–291
- 291–293 Persönliche Identifikation und soziale Anerkennung 291–293
- 293–296 Tranquillitas Animi - „Wohlfühlen“ in der politischen Arbeit 293–296
- 296–299 Fehlende Privatsphäre und Entfremdung 296–299
- 299–301 Der Verlust der Unterscheidungsfähigkeit 299–301
- 302–322 IV Zum Konzept politischer Freundschaft 302–322
- 302–305 Zwischen Institutioneller Trennung und Vernetzung 302–305
- 305–307 Berufspolitiker aus der Perspektive eines Feld-Habitus-Konzeptes 305–307
- 307–308 Zum konzeptionellen Mehrwert einer Perspektive politischer Freundschaft 307–308
- 308–310 Feinde, Freunde und der Sinnhorizont politischer Freundschaft 308–310
- 310–313 Verpflichtungsmechanismen politischer Freundschaft 310–313
- 313–314 Typen politischer Freundschaft auf der Grundlage differentieller Balance 313–314
- 314–315 Persönliche Verpflichtung und feldspezifische Rücksichtslosigkeit 314–315
- 315–321 Anwendungsbereiche und Handlungsrelevanz politischer Freundschaften 315–321
- 321–322 Ausblick 321–322
- 323–340 Literaturverzeichnis 323–340
- 341–344 Anhang 341–344