Recht wissenschaftlich
Drei wissenschaftsdidaktische Modelle auf empirischer Grundlage
Zusammenfassung
Die Rechtswissenschaft ist in den letzten Jahren unter Druck geraten. Die Plagiatsaffären lösten Diskussionen aus. Der Wissenschaftsrat forderte eine stärkere Wissenschaftsorientierung. Die Transnationalisierung des Rechts wirft die Frage auf, welche Bedeutung die Tradition eines wissenschaftlichen Rechts in Zukunft haben kann. Vor diesem Hintergrund geht die Arbeit der Frage nach, wie die Rechtswissenschaft als Wissenschaft gelehrt werden kann. Die Grundlage für die Entwicklung dreier wissenschaftsdidaktischer Modelle bildet eine empirische Studie, die einen detaillierten Einblick in die Lehr- und Forschungspraxis gibt und eine differenzierte Beschreibung der wissenschaftsdidaktischen Herausforderungen ermöglicht. Die an der Schnittstelle von Rechtswissenschaftstheorie, Hochschuldidaktik und empirischer Sozialforschung angelegte Arbeit analysiert im Gespräch mit den Beteiligten das fachwissenschaftliche Selbstverständnis und entwirft alternative Lehrmodelle.
- 1–18 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–18
- 19–27 A. Einleitung 19–27
- I. Wissenschaftsdidaktik – Zusammenhang von Forschung und Lehre
- II. Zweite Ebene: Forschung in der rechtswissenschaftlichen Fachdidaktik
- III. Begrenzungen
- 1. Keine rechtsgebietsspezifischen Handlungsanleitungen
- 2. Suspension curricularer Reformforderungen
- IV. Erweiterung: Transnationale Perspektive
- V. Aufbau
- 28–50 B. Das fachdidaktische Framing 28–50
- I. Erkenntnisinteresse: Handlungsorientierung in der rechtswissenschaftlichen Lehre
- II. Didaktische Modelle als Forschungsergebnis
- III. Transdisziplinärer Forschungsansatz
- 1. Die rechtswissenschaftliche Fachdidaktik als transdisziplinäres Forschungsfeld
- 2. (Hochschul-)Didaktik als „buntscheckiges Gemisch“
- 3. Kooperationsmöglichkeiten zwischen allgemeiner und fachspezifischer Hochschuldidaktik
- a) Allgemeine und fachspezifische Hochschuldidaktik
- b) Lernen vom Verhältnis zwischen allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik
- c) Verhältnis von allgemeiner und fachspezifischer Hochschuldidaktik in der vorliegenden Arbeit
- IV. Konstruktivistisches und kritisch-transformatives Forschungsparadigma
- 1. Paradigmen didaktischer Forschung
- 2. Zur Verknüpfung von konstruktivistischer und kritisch-transformativer Perspektive
- 51–101 C. Kartierung der Wissenschaftsdidaktik 51–101
- I. Theoretische und empirische Grundlagen
- 1. Wissenschaftsdidaktik in den 1960er/1970er-Jahren
- 2. Boyer: Scholarship Reconsidered
- 3. Empirische Forschung
- a) Quantitative Untersuchungen: Metaanalyse von Hattie/Marsh (1996)
- b) Qualitative Studien
- aa) Brew (2001)
- bb) Metaanalyse von Åkerlind (2008)
- cc) Robertson (2007)
- dd) Zwischenergebnis
- II. Makroebene: Curriculum-Design
- 1. Wissenschaftsdidaktische und insbesondere wissenschaftspropädeutische Kompetenzmodelle
- 2. Wissenschaftsdidaktische Implementationsmatrizen
- a) Implementationsmatrix von Jenkins/Healey
- b) Implementationsmatrix von Levy et al.
- 3. Vergleich zwischen Kompetenzmodellen und Implementationsmatrizen
- III. Mesoebene: Didaktische Modelle
- 1. Forschendes Lernen
- 2. Inclusive scholarly knowledge-building communities
- 3. Student as Scholar
- 4. Threshold Concepts
- IV. Mikroebene: Genetisches Lernen
- V. Ausblick: wissenschaftsorientierte Mediendidaktik
- 1. Wissenschaftsdidaktische Medienreflexionen
- 2. Wissenschaftsdidaktische Auswahl und Nutzung von Medien
- 3. Design wissenschaftsdidaktischer Medien
- VI. Zwischenergebnis
- 102–150 D. Die Tradition des wissenschaftlichen Rechts 102–150
- I. Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Rechtswissenschaft
- II. Rechtswissenschaft – Teil des Rechts oder der Wissenschaft?
- III. Die kontinentaleuropäische Tradition des wissenschaftlichen Rechts
- 1. Der Einfluss des Römisches Recht
- 2. Historische Rechtsschule
- 3. Formal-rationales Recht und Rechtsexpertise als Teil der westlichen Moderne
- 4. Gegenbewegungen
- 5. Zwischenergebnis
- IV. Risse in der Tradition des wissenschaftlichen Rechts
- 1. Episode 1: Die Guttenberg-Affäre
- 2. Episode 2: Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats
- a) Der Wissenschaftsrat, die „Außenwissenschaftspolitik“ und die Professionen
- b) Die Empfehlungen und die Reaktionen im Einzelnen
- aa) Empfehlungen an die rechtswissenschaftliche Forschung
- (1) Interdisziplinarität
- (2) Internationalisierung
- (3) Diversität
- (4) Nicht diskutierte Empfehlungen
- bb) Empfehlungen an die rechtswissenschaftliche Lehre
- 3. Zwischenergebnis
- 4. Aktuelle rechtswissenschaftstheoretische Kritik an der dogmatischen Forschung
- a) Kritik an der dogmatischen Forschung
- b) Diskussionen auf europäischer Ebene
- V. Zwischenergebnis
- 151–355 E. Empirischer Teil 151–355
- I. Methodisches Vorgehen
- 1. Selbstethnografie
- a) Verhältnis zum Forschungsfeld
- b) Mein eigenes Verständnis von Rechtswissenschaft bzw. rechtswissenschaftlicher Forschung
- 2. Erhebungsinstrument
- 3. Stichprobenbilden und Fallauswahl
- 4. Zugang zum Feld
- 5. Umgang mit Daten- und Vertrauensschutz
- 6. Durchführung der Erhebung
- 7. Auswertungsverfahren
- a) Die dokumentarische Methode
- aa) Exkurs: Ethnomethodologie
- bb) Das Vokabular der dokumentarischen Methode
- cc) Methodische Umsetzung
- dd) Typenbildung
- ee) Exemplarische Anwendung der dokumentarischen Methode
- b) Habitus und Feld
- II. Empirischer Teil
- 1. Lehre
- a) Typ 1: Instrumentelle Handlungsorientierung
- aa) Standardwissen
- (1) Dekontextualisiertes Standardwissen
- (2) Standardwissen versus Forschungsexpertise
- (3) Fremdbestimmte Prüfungen
- (4) Exkurs: Die Praxis der Markierungen
- bb) Allkompetenz
- (1) Reichweite
- (2) Begründung und Ergebnis
- cc) Das Verhältnis von Allkompetenz und Standardwissen
- dd) Didaktische Gestaltung und Interaktion mit Studierenden
- (1) Lehre gegen den Widerstand der Studierenden
- (2) Fürsorge
- ee) Überblick
- b) Typ 2: Praktische Handlungsorientierung
- aa) Vom Bluffen und verantwortungsvollen Entscheiden: die Bandbreite der praktischen Handlungsorientierung
- (1) Beispiel 1: Verantwortungsvolles Entscheiden
- (2) Beispiel 2: Bluffen
- (3) Beispiel 3: Juristischer Alltag aus unterschiedlichen Perspektiven
- (4) Zwischenfazit
- bb) Die Herstellung der Praxisnähe
- (1) Mittel zur Herstellung des Realitätsbezugs
- (2) Realisationsmöglichkeiten der praktischen Handlungsorientierung
- (3) Interaktion mit den Studierenden
- (4) Erfahrungsräume
- (5) Diskussion
- c) Typ 3: Wissenschaftliche Handlungsorientierung
- aa) Sich-Absetzen vom Kanon
- bb) Verantwortungsteilung
- cc) Tiefe I
- dd) Tiefe II
- ee) Widerstreit zwischen Lehrenden und Lernenden und Recht als gute Argumentation
- ff) Klassifizierung der Studierenden
- gg) Irritation
- hh) (Re-)Stabilisierung
- (1) Allgemein-wissenschaftliche Werte und Prinzipien
- (2) Spezifische Orientierungen
- ii) Überblick
- d) Zusammenhänge von Forschung und Lehre: Aktionismen und partielle Einbeziehungen
- aa) Aktionismen
- bb) Partielle Einbeziehungen
- cc) Überblick
- dd) Feldtheoretische Interpretation
- e) Überblick über die Typen
- 2. Forschung
- a) Theoretische Rahmung
- aa) Marotzki: strukturale Bildungstheorie
- bb) Nohl: pragmatisch-wissenssoziologischer bildungstheoretischer Referenzrahmen
- cc) Nohl/Rosenberg/Thomsen: Bildung und Lernen
- dd) Zwischenreflexion
- b) Typ a: Vertiefung
- aa) Schreiben
- (1) Schreiben als ‚Ringen’ und ‚Auf-die-Tube-Drücken’
- (2) Schreiben: Zwischen Rezeption und Produktion
- (3) Zwischenreflexion
- bb) „Muddling through“
- (1) Forschen lernen
- (2) „Muddling through“ als Forschungsmodus
- (3) „Muddling through“ und dogmatische Regelbildungen
- (4) Zwischenreflexion
- cc) Protektion
- c) Typ b: Modifizierung
- aa) Normatives Denken
- bb) Entwicklung von Forschungsfragen und -designs – Fokussierung und Weitung der juristischen Perspektive
- cc) Kommunikationsstil
- dd) Positionierungen
- ee) Methodisches Vorgehen
- ff) Zwischenergebnis
- d) Typ c: Transformation
- aa) Autobiographische Erzählungen
- (1) B7: ‚das war für mich ein Urknall‘
- (2) B9: ‚diese Gedanken sind ähm etwas, was hier gar nicht so gefragt ist, aber was mich selbst interessiert‘
- (3) B10: ‚dieses provokative Potential [...], das fand ich immer spannend‘
- (4) B8: der „Juristen-Kriminologe“
- bb) Vergleich
- (1) Themen
- (2) Zentrum versus Peripherie
- (3) Prozessstrukturen
- 3. Der Zusammenhang von Forschung und Lehre
- 356–385 F. Von der Empirie zu wissenschaftsdidaktischen Modellen 356–385
- I. Entwicklung eines normativen Maßstabes
- 1. Rechtswissenschaftstheoretischer Maßstab
- a) Postmoderne (Rechts-)Wissenschaftstheorie: Der Status wissenschaftlichen Wissens
- b) Feministische Wissenschaftstheorie: Wissenschaft als Perspektiverweiterung
- c) Transnationales Rechtsdenken und sozio-kulturelles Rechts(wissenschafts)verständnis
- aa) Recht auch als sozio-kulturelles Phänomen
- bb) Die Fähigkeit zur Distanzierung vom eigenen Rechts(wissenschafts)verständnis
- (1) Distanzierung
- (2) Distanzierung statt Außenperspektive
- d) Zusammenfassung
- 2. Wissenschaftsdidaktischer Maßstab
- II. Ver- und Entflechtungen von Recht und Wissenschaft
- 1. Der Torso der Tradition eines wissenschaftlichen Rechts
- a) Rechtswissenschaftliche Lehre
- b) Rechtswissenschaftliche Forschung
- c) Inverse Wissenschaftsdidaktik
- 2. Wahrnehmung der rechtswissenschaftlichen Forschung als eigenes Feld
- a) Rechtswissenschaftliche Forschung als eigenes Feld
- b) Weites Verständnis von Rechtswissenschaft
- 3. Die Erschließung des Feldes rechtswissenschaftlicher Forschung
- 4. Zwischenergebnis
- 386–396 G. Drei Wissenschaftsdidaktiken 386–396
- I. Inverse Wissenschaftsdidaktik
- 1. Didaktische Umsetzung
- 2. Relevanz für Studierende
- II. Transformative Wissenschaftsdidaktik
- 1. Didaktische Umsetzung
- 2. Relevanz für Studierende
- III. Praxeologische Forschungsdidaktik
- 1. Didaktische Umsetzung
- 2. Relevanz für Studierende
- 397–404 H. Zusammenfassung und methodologische Reflexion 397–404
- I. Inhaltliche Zusammenfassung
- II. Methodologische Reflexion
- 405–418 Anlagen 405–418
- Anlage 1: Leitfadenerstellung, einleitender Text zum Brainstorming
- Anlage 2: Leitfadenerstellung, Ergebnis des Brainstormings
- Anlage 3: Leitfaden
- Anlage 4: Anschreiben
- Anlage 5: Datenschutzrechtliche Einwilligungserklärung
- Anlage 6: Informationsbrief zum Datenschutz
- Anlage 7: Beispiel Postskript
- 419–444 Literaturverzeichnis 419–444