Das pluralistische Staatsdenken von Hugo Preuß
Zusammenfassung
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, plädierte dafür, „Hugo Preuß als einen Vordenker einer Verfassungstheorie des Pluralismus zu würdigen“. Sein genossenschaftliches Staatsdenken erscheint geeignet, die „moderne Bürgergesellschaft“ zugleich als eine „Gesellschaft freier Assoziationen“ zu konzipieren. Nicht weniger bedeutsam, so resümiert Voßkuhle, war für Preuß ein Stufenbau der politischen Handlungsebenen: „Gerade die Mehrstufigkeit des Staatsaufbaus, das Modell des Volksstaates auf den Ebenen von Gemeinde, Gliedstaat und Gesamtstaat bis hin zur völkerrechtlichen Gemeinschaft, kennzeichnet staatsorganisatorisch gesehen den Ausgangspunkt einer modernen Pluralismustheorie.“
Dieser Band präsentiert und analysiert das pluralistische Staatsdenken von Hugo Preuß in der Vielfalt der zu berücksichtigenden Aspekte. Die Besonderheit der Positionen von Preuß wird im Kontrast zu anderen Vertretern deutscher Staatsrechtslehre herausgearbeitet, ebenso vergleichend auf pluralistische Ansätze in benachbarten Ländern und den älteren Demokratien verwiesen. Am Ende steht die Frage, inwieweit der Sozialliberalismus von Preuß nicht nur eine Gedankenbrücke zur Staatstheorie des sozialdemokratischen Reformismus, sondern auch zu linksliberal akzentuierten neueren Theorieansätzen des Kommunitarismus schlagen kann.
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- 2–8 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–8
- 9–19 Vorbemerkungen 9–19
- Zur inhaltlichen und formalen Textgestaltung
- 20–42 Kapitel 1 – Zur Einführung: Ausgangspunkte des intellektuellen Profils 20–42
- 20–26 Begriffliche Ein- und Abgrenzungsprobleme 20–26
- 26–30 Pluralismus als Einheit in der Vielheit 26–30
- 30–37 Souveränitätskritik als Grundlage pluralistischen Staatsdenkens 30–37
- 37–42 Geistig-kulturelle Pluralität 37–42
- 43–60 Kapitel 2 – Grundlinien der theoretischen Konzeption 43–60
- 43–47 Entwicklungsdenken und Pluralismus 43–47
- 47–53 Pluralistischer Organisationsgedanke 47–53
- 53–57 Anschlussfähigkeit zur organisationssoziologischen Staatstheorie Hellers 53–57
- 57–60 Strukturelemente einer pluralistischen Staatspraxis 57–60
- 61–80 Kapitel 3 – Staatsorganisation als „Gesamtperson“ und Bürgergenossenschaft 61–80
- 61–64 Kollektivpersonen und Nationsbegriff 61–64
- 64–67 Körperschaften und Genossenschaften 64–67
- 67–70 Englische Alternativen zu deutschen Staatsdoktrinen 67–70
- 70–73 Zum problematischen Status der Grundrechte 70–73
- 73–77 Symbolgehalte politischer Neuordnung 73–77
- 77–80 Zwischenbilanz: Vom Sozialrechts-Staat zum Sozialen Rechtsstaat 77–80
- 81–100 Kapitel 4 – Volksstaat gegen Obrigkeits- und Anstaltsstaat 81–100
- 81–83 Nähe zum sozialdemokratischen Revisionismus 81–83
- 83–86 Distanz gegenüber der Labandschen Staatsrechtstradition 83–86
- 86–89 Kritik an sozialistischen Utopien 86–89
- 89–92 Chancen und Grenzen der kommunalen Selbstverwaltung 89–92
- 92–97 Selbstregierung anstelle bloßer Konstitutionalisierung 92–97
- 97–100 Volksstaat oder „Volksgemeinschaft“ 97–100
- 101–120 Kapitel 5 – Horizontale und vertikale Gewaltenteilung 101–120
- 101–105 Kritische Sichtung von politiktheoretischen Klassikern 101–105
- 105–108 Akzente einer kommunalistisch fundierten Staatsorganisation 105–108
- 108–112 Aufklärungsbedarf im Konzept der Volkssouveränität 108–112
- 112–115 Internationale Staatengemeinschaft und Entwicklung des Völkerrechts 112–115
- 115–120 Neue Konturen des alten Bundesstaatsproblems 115–120
- 121–137 Kapitel 6 – Weltanschauungen und Interessen, Parteien und Verbände 121–137
- 121–124 Bestimmungsfaktoren der Herkunft eines Staatsverständnisses 121–124
- 124–127 Sozialliberalismus jenseits eines doktrinären Sozialismus oder Liberalismus 124–127
- 127–129 Für ein Bündnis von Arbeiterschaft und Bürgertum 127–129
- 129–133 Parteiendemokratie als Strukturelement des parlamentarischen Systems 129–133
- 133–135 Die öffentliche Meinung als Element der Partizipation 133–135
- 135–137 Zur Dialektik von Konflikt und Konsens 135–137
- 138–157 Kapitel 7 – Grundlagen des parlamentarischen Regierungssystems 138–157
- 138–142 Strukturanalyse und Bewertung des Parlamentarismus 138–142
- 142–147 Funktionsbedingungen parlamentarischer Demokratie 142–147
- 147–150 Zur Stellung des Reichspräsidenten 147–150
- 150–155 Wahlperioden und Wahlrechtsfragen 150–155
- 155–157 Föderalismusprobleme in weiterer Perspektive 155–157
- 158–185 Kapitel 8 – Pluralistische Vergleichsautoren in westlichen Demokratien 158–185
- 158–162 Die französische Perspektive: Leon Duguit 158–162
- 162–171 Der amerikanische Beitrag: Von William James zu Mary Parker Follett 162–171
- 171–178 Der englische Pluralismustheoretiker Harold J. Laski 171–178
- 178–185 Ein liberaler Schweizer Brückenschlag zu Hermann Heller: Dietrich Schindler 178–185
- 186–203 Kapitel 9 – Pluralismus zwischen Liberalismus und Kommunitarismus 186–203
- 186–190 Das Verfassungswerk von Preuß in historisch-komparativer Sicht 186–190
- 190–193 Gemäßigt links, wo die neue Mitte der Republik zu finden war 190–193
- 193–197 Pluralismus als Staatstheorie eines sozialliberalen Reformismus 193–197
- 197–203 Kommunitärer Linksliberalismus und bürgergenossenschaftliches Staatsdenken 197–203
- 204–212 Schlussbetrachtungen 204–212
- 213–219 Literaturverzeichnis 213–219
- 220–220 Zum Autor 220–220