Zusammenfassung
Für die Soziologie ist »die Freiheit« ein Grundlagenproblem. Zum einen ist die Selbst- und Fremdzuschreibung von Freiheit ein allgemeines Merkmal sozialer Interaktionen. Zum anderen stehen die Feststellung neuer und wachsender Freiheitsräume sowie die Einforderung »wahrer Freiheit« im Zentrum der Semantik der Moderne. Beide Phänomene – die Allgemeinheit der Freiheit und ihre Schlüsselstellung in der Moderne – bedürfen einer soziologischen Erklärung. Die Analyse der grundsätzlichen Möglichkeiten, sich der Freiheitsproblematik soziologisch anzunehmen, ist in der gegenwärtigen Soziologie jedoch eine Leerstelle. Der Autor untersucht anhand von vier systematisierenden, die Erkenntnis-, Sozial- und Gesellschaftstheorien betreffenden Analysen das Wechselverhältnis von Freiheit und soziologischer Theoriebildung. Die Positionen Karl Poppers, Jürgen Habermas’, Niklas Luhmanns und des späten Michel Foucault stehen dabei für jeweils einen Idealtypus soziologischer Freiheitstheorie.
Über die theoriespezifische und theorievergleichende Diskussion und Systematisierung entwickelt die Arbeit eine neuartige Perspektive, die das Feld der soziologischen Theoriebildung über mögliche Problematisierungen der Freiheit ordnet.
Zudem formuliert sie freiheitstheoretische Grundprobleme, die sich aus der unterscheidungstheoretischen Verhältnisbestimmung der Freiheit zu ihren Gegenbegriffen Notwendigkeit, Kontingenz, Bindung und Zwang ergeben. Die rekonstruktiv entwickelte allgemeine soziologische Methode der Paradoxieanalyse erweist sich hier als hilfreiches Mittel, um diese Grundprobleme und ihre jeweilige Lösung zu analysieren. Mit dem vorliegenden Buch betreten wir auf instruktive Weise Neuland.
Vier mögliche Soziologien der Freiheit werden skizziert und miteinander verglichen. Der Leser gelangt dabei zu interessanten Einsichten auch über die jeweils zugrundeliegende Theoriearchitektonik samt ihrer Probleme und Widersprüche.