Zusammenfassung
Die Irrtumslehre ist traditionell ein unvermeidbares Thema in der Strafrechtswissenschaft und spiegelt die Grundhaltung der strafrechtlichen Zurechnung wider. Eine richtige Irrtumslehre hingegen soll die normative Zurechnung nach der Handlung und den subjektiven Zustand zum Zeitpunkt der Handlung miteinander verbinden. Die in dieser Arbeit vertretene „einheitliche Irrtumslehre“ führt die Frage der strafrechtlichen Zurechnung auf die subjektive Natur der kognitiven Abweichung des Täters zurück. Im Rahmen der Strafrechtsdogmatik beruht die „einheitliche Irrtumslehre“ auf einer Unterscheidung zweiter Stufe zwischen dem Wissen und dem Wollen des Täters. Diese Unterscheidung zweiter Stufe gründet auf der Beschränkung des Tatbestandsvorsatzes auf „Wissen und Wollen erster Stufe“ und der Beschränkung der Unrechtseinsicht auf „Wissen und Wollen zweiter Stufe“. Auf dieser Grundlage stellt die „einheitliche Irrtumslehre“ bei der strafrechtlichen Zurechnungsfrage für die kognitive Abweichung auf die Vermeidbarkeit des „wusste, was er wollte“ der Unrechtseinsicht ab.
Abstract
The mistake theory is traditionally an unavoidable topic in criminal law theory. A correct mistake theory, on the other hand, should combine the normative attribution after the act and the subjective state at the time of the act. The "unified mistake theory" advocated in this thesis traces the question of criminal attribution back to the subjective nature of the offender's cognitive deviation. In the context of criminal law dogmatics, the "unified mistake theory" is based on a second-level distinction between the knowledge and the intent of the offender. This second-level distinction is based on the limitation of the intent to commit a crime to "first-level knowledge and intent" and the limitation of the understanding of wrongdoing to "second-level knowledge and intent". On this basis, the "unified mistake theory" bases the question of criminal law attribution for the cognitive deviation on the avoidability of the "knew what he wanted" of the wrongful intent.