Konstruktivistische Ansätze in den Internationalen Beziehungen (IB) betonen häufig die Bedeutung von Sprache für die Konstruktion von Wirklichkeit, Identität und Machtverhältnissen. Dabei wird mitunter übersehen, dass diskursive Machtausübung, etwa über Statusdifferenzierung, in kollektiven Emotionen begründet liegt, die soziale Diskurse und Identitäten auf internationaler Ebene untermauern und reproduzieren. Es wird hier argumentiert, dass die Einbeziehung von Emotionen als zusätzliche Analysekategorie für Intersubjektivität weitergehende Fragen ermöglicht und dass die Tragweite der Bedeutungen, die sich aus der Auseinandersetzung mit Emotionen ergeben, in der konstruktivistischen Diskursforschung meist übersehen wird. Der Beitrag stellt dazu Bausteine für eine emotionsbasierte Diskursforschung in den IB vor. Es wird zunächst mithilfe der Prozesssoziologie herausgearbeitet, wie bestimmte Emotionskategorien internationale Herrschaftsverhältnisse stärken, aber auch Widerstand gegen soziale Hierarchien in den internationalen Beziehungen hervorrufen können. Die theoretisch-konzeptionellen Annahmen werden anschließend mithilfe von emotionsbasierten Machtfigurationen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und den Beitrittsländern empirisch veranschaulicht. Zuletzt werden die Implikationen der Argumentation und eine mögliche Forschungsagenda sozialkonstruktivistischer Emotionsforschung aufgezeigt.
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