Die Verschränkung von Technologieentwicklung und nationalstaatlichen Institutionen, bisher nur unzureichend verstanden, wird hier unter einer politökonomischen Perspektive auf die Technologieentwicklung in Deutschland und den USA am Beispiel der Saatgutindustrie entwickelt. Es lassen sich drei institutionelle Arrangements zur Organisation des Wissen(schafts)systems erkennen, die entscheidenden Einfluss auf die Art der entwickelten Technologie haben: die Bereitstellung von Wissen als öffentliches oder als privates Gut in liberalen Ökonomien und die Bereitstellung von Wissen als Clubgut in koordinierten Ökonomien. Als Ergebnis zeigt sich, dass unter den institutionellen Bedingungen liberaler Konkurrenzmärkte (USA seit den 1980er Jahren) eine starke Verwissenschaftlichung, eine deutliche Unternehmenskonzentration sowie eine Einengung der Entwicklungsbemühungen auf wenige, kommerziell interessante Kulturarten und agronomische Eigenschaften erfolgt. In koordinierten Ökonomien wie Deutschland sind diese Tendenzen schwächer ausgeprägt, die Wissensentwicklung im Saatgutsektor ist nach wie vor überwiegend mittelständisch und handwerklich geprägt.
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