Differenzierungsklauseln im System des deutschen Tarifrechts
Zusammenfassung
Das Werk bietet eine umfassende Darstellung der zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften streitig geführten Diskussion um die verfassungsrechtliche Zulässigkeit von Differenzierungsklauseln. Mit Bonuszahlungen für ihre Mitglieder versuchen die Gewerkschaften dem anhaltenden Mitgliederschwund entgegen zu wirken. Der damit einhergehende Streit um die Reichweite von positiver und negativer Koalitionsfreiheit des Art. 9 Abs. 3 GG wird ebenso erörtert wie die Entwicklung der Rechtsprechung des BAG und dessen aktuelle Entscheidungen. Erläutert werden die Vielfalt möglicher Klauseln und deren tarifliche Praktizierung.
Mit eigenen Lösungsansätzen zeigt der Verfasser einen arbeitsrechtlich interessanten Lösungsweg auf.
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- 2–4 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–4
- 5–14 Vorwort 5–14
- 15–20 Abkürzungsverzeichnis 15–20
- 21–28 Einleitung 21–28
- 21–24 A. Ausgangslage 21–24
- 24–26 B. Problemstellung 24–26
- 26–28 C. Ziel der Untersuchung 26–28
- 28–28 D. Aufbau der Arbeit 28–28
- 29–54 Erster Teil: Historische Entwicklung von Koalitionsrecht und tariflicher Differenzierungsproblematik 29–54
- 29–35 A. Vom Mittelalter in die Neuzeit 29–35
- 29–31 I. Zunftverfassungen und Reichszunftordnung von 1731 29–31
- 31–32 II. Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert 31–32
- 32–33 III. Die Märzrevolution von 1848 32–33
- 33–35 IV. Die Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund von 1869 33–35
- 35–42 B. Entwicklung eines Arbeits- und Tarifrechts im Zweiten Deutschen Reich - 1871 bis 1918 35–42
- 35–36 I. Durchsetzung des Tarifgedankens 35–36
- 36–37 II. Arbeiterbewegung und politische Parteien 36–37
- 37–37 III. Bildung von Arbeitgeberverbänden 37–37
- 37–41 IV. Erste tarifliche Differenzierungsformen 37–41
- 1. Allgemeine und beschränkte Organisations- bzw. Absperrklauseln
- 2. Historisch wissenschaftliche Diskussion um Differenzierungsklauseln
- 3. Rechtsprechung zu Organisations- bzw. Absperrklauseln
- 4. Auswirkung der Differenzierungsansätze auf individuelle Freiheitsrechte
- 41–42 V. Die staatliche Anerkennung der Gewerkschaften im Ersten Weltkrieg 41–42
- 42–47 C. Die Weimarer Zeit und der Nationalsozialismus – 1919 bis 1945 42–47
- 42–46 I. Weimarer Republik 42–46
- 1. Die arbeitsrechtliche Bedeutung der Weimarer Reichsverfassung vom 11.08.1919
- 2. Einführung eines staatlichen Schlichtungswesens
- 3. Der verfassungsrechtliche Streit um den Schutz vor der Koalition
- 4. Differenzierungsklauseln in der Weimarer Zeit
- 46–47 II. Das Ende der Weimarer Republik und der Nationalsozialismus 46–47
- 47–52 D. Entwicklungen nach 1945 47–52
- 47–49 I. Das „neue“ Tarifvertragsgesetz 47–49
- 49–49 II. Das Bonner Grundgesetz und dessen Art. 9 III GG 49–49
- 49–50 III. Schutz der Koalitionsfreiheit durch übernationale Regelungen 49–50
- 50–52 IV. Verfassungsrechtliche Diskussion um Inhalte und Grenzen tariflicher Differenzierung 50–52
- 52–54 E. Fazit 52–54
- 55–84 Zweiter Teil: Inhalt und Bedeutung des Art. 9 III GG im Wirtschafts- und Sozialsystem der Bundesrepublik Deutschland 55–84
- 55–57 A. Individuelle und kollektive Koalitionsfreiheit 55–57
- 57–57 B. Positive Koalitionsfreiheit 57–57
- 57–84 C. Negative Koalitionsfreiheit 57–84
- 57–59 I. Einordnung durch die Rechtsprechung 57–59
- 59–62 II. Der Meinungsstreit in der Literatur 59–62
- 1. Negative Koalitionsfreiheit auf Grundlage von Art. 9 III GG
- 2. Negative Koalitionsfreiheit auf Grundlage von Art. 9 I GG
- 3. Negative Koalitionsfreiheit auf Grundlage von Art. 2 I GG
- 62–80 III. Analyse des Schutzumfangs der negativen Koalitionsfreiheit 62–80
- 1. Grammatikalische Auslegung
- a) Wortlaut des Art. 9 III GG
- b) Die Begriffe „Freiheit“ und „Recht“ in Art. 159 WRV und Art. 9 III GG
- c) Inhalt des Wortes „Recht“
- 2. Systematische Auslegung
- 3. Historische Auslegung
- a) Rückschlüsse aus der historischen Entwicklung der Koalitionsfreiheit im Sinne der dogmengeschichtlichen Auslegung
- aa) Positive Koalitionsfreiheit als Ziel
- bb) Aufhebung des § 153 RGewO
- b) Rückschlüsse aus der Entstehung des Art. 9 III GG im Sinne der genetischen Auslegung
- aa) Verfassungskonvent von Herrenchiemsee
- bb) Grundsatzausschuss des Parlamentarischen Rates
- cc) 17. Sitzung des Hauptausschusses des Parlamentarischen Rates
- dd) 44. Sitzung des Hauptausschusses des Parlamentarischen Rates
- ee) Die negative Koalitionsfreiheit in der Diskussion des Parlamentarischen Rates
- c) Gesamtwürdigung der historischen Auslegung
- 4. Teleologische Auslegung
- a) Ausgangslage
- b) Zur These von der grundverschiedenen Aufgabe positiver und negativer Koalitionsfreiheit
- c) Dogmatische Bedenken gegenüber einem Recht auf negative Koalitionsfreiheit
- 5. Ergebnis der Analyse
- 80–82 IV. Zur Reichweite des Schutzes der negativen Koalitionsfreiheit in Art. 9 III GG 80–82
- 82–84 V. Negative Koalitionsfreiheit und Europarecht 82–84
- 84–84 D. Fazit 84–84
- 85–98 Dritter Teil: Tarifliche Differenzierungsklauseln 85–98
- 85–88 A. Partizipation von Nichtorganisierten an Tarifverträgen 85–88
- 85–86 I. Arbeitsvertragliche Inbezugnahme von Tarifverträgen 85–86
- 86–88 II. Auslegungsregeln 86–88
- 88–96 B. Begriff und Wirkung tariflicher Differenzierungsklauseln 88–96
- 88–91 I. Einfache Differenzierungsklauseln 88–91
- 91–91 II. Organisations- bzw. Absperrklauseln 91–91
- 91–92 III. Solidaritätsbeiträge 91–92
- 92–93 IV. Qualifizierte Differenzierungsklauseln in Form von Tarifausschluss- und Spannensicherungsklauseln 92–93
- 93–93 V. Kündigungsschutzklauseln 93–93
- 93–94 VI. Sonderzahlungen an die Gewerkschaft 93–94
- 94–96 VII. Differenzierende Leistungen aus Gemeinsamen Einrichtungen gem. § 4 II TVG 94–96
- 96–96 VIII. Gentlemen Agreements 96–96
- 96–97 C. Sonstige Tarifvertragsklauseln 96–97
- 96–96 I. Tarifliche Meistbegünstigungsklauseln 96–96
- II. Außenseiterklauseln
- 97–98 D. Fazit 97–98
- 99–120 Vierter Teil: Der Streit um tarifliche Differenzierungsklauseln in der Rechtsprechung 99–120
- 99–101 A. Tarifliche Differenzierung in den Gründerjahren der Bundesrepublik Deutschland 99–101
- 101–108 B. Die Grundsatzentscheidung des Großen Senats des BAG vom 29.11.1967 - GS 1/67 101–108
- 101–102 I. Unzulässigkeit der Differenzierung von organisierten und nicht organisierten Arbeitnehmern gem. Art. 9 III GG 101–102
- 102–104 II. Fehlende Kompetenz der Tarifparteien zur Differenzierung 102–104
- 1. Regelung von Außenseiterangelegenheiten durch Tarifvertrag
- a) Normative Regelungen
- b) Schuldrechtliche Regelungen
- 2. Differenzierungsklauseln als Überschreitung der Tarifmacht
- 104–108 III. Zur Kritik an der Grundsatzentscheidung des BAG 104–108
- 1. Der Begriff der Sozialadäquanz als „Leerformel“
- 2. Einseitige Berücksichtigung des Gerechtigkeitsempfindens der Nichtorganisierten
- 3. Unzulässige Orientierung des BAG an der „Rechtswirklichkeit“
- 4. Tarifliche Differenzierung als unzumutbare Benachteiligung gem. § 242 BGB
- 108–108 IV. Die negative Koalitionsfreiheit als Beurteilungsmaßstab 108–108
- 108–109 C. Die Entscheidung des BVerfG vom 04.05.1971 – 1 BvR 761/67 108–109
- 109–119 D. Differenzierungsklauseln in der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung nach 1967 109–119
- 109–110 I. BAG vom 11.06.1975 zu Urlaubs- und Weihnachtsgeld – 5 AZR 206/74 109–110
- 110–111 II. BAG vom 21.03.1978 zur Einführung einer Urlaubskasse – 1 AZR 11/76 110–111
- 111–113 III. BAG zu Vorruhestands- und Altersteilzeittarifverträgen 111–113
- 1. Vorruhestandstarifverträge in der Chemie- und Textilindustrie vom 21.01.1987 – 4 AZR 486/86 und 547/86
- 2. Altersteilzeittarifverträge in der Chemieindustrie vom 18.09.2001 – 9 AZR 397/00 und vom 30.09.2003 – 9 AZR 590/02
- 113–114 IV. LAG Hamm vom 11.01.1994 zur Aufstockung des Urlaubsgeldes für gewerkschaftlich Organisierte – 11 Sa 979/93 113–114
- 114–116 V. BAG vom 09.05.2007 zur Unwirksamkeit einer firmentariflichen Differenzierungsklausel – 4 AZR 275/06 114–116
- 116–119 VI. BAG vom 18.03.2009 zur Zulässigkeit einfacher Differenzierungsklauseln – 4 AZR 64/08 116–119
- 119–120 E. Fazit 119–120
- 121–188 Fünfter Teil: Möglichkeiten und Grenzen der Vereinbarung tarifvertraglicher Differenzierungsklauseln 121–188
- 121–170 A. Differenzierungsklauseln und Verfassungsrecht 121–170
- 121–156 I. Verletzung der negativen Koalitionsfreiheit gem. Art. 9 III GG 121–156
- 1. Tarifliche Differenzierungsklauseln und das Fernbleiberecht der Nichtorganisierten
- 2. Negative Koalitionsfreiheit und kollidierendes Verfassungsrecht
- a) Unmittelbare Druck- bzw. Zwangswirkungen und kollektive Koalitionsfreiheit
- b) Mittelbare Druck- bzw. Zwangswirkungen und kollektive Koalitionsfreiheit
- 3. Tarifliche Differenzierungsklauseln im Spannungsfeld der wissenschaftlichen Diskussion zu Art. 9 III GG
- a) Die Ansicht vom generellen Vorrang kollektiver Koalitionsfreiheit
- b) Der relativierende Ansatz vom milden Druck
- c) Zu den Grenzen des mittelbaren Koalitionszwangs
- d) Mitgliederwerbung als Thema der Tarifverträge
- e) Zur These von der generellen Unzulässigkeit tariflicher Differenzierung
- f) Die Ansicht vom massiven Organisationszwang
- g) Transparente und im Sachzusammenhang mit dem Nachteilsausgleich stehende Klauseln
- h) Würdigung der wissenschaftlichen Lösungsansätze
- i) Ergebnis
- 4. Abgrenzung zwischen verfassungswidrigem Beitrittsdruck und zulässigem Anreiz
- a) Regelungstechnik tariflicher Sonderleistungen
- b) Umfang und Höhe von differenzierenden Leistungen
- aa) Differenzierung über dem Gewerkschaftsbeitrag
- bb) Differenzierung bis zur Höhe des Gewerkschaftsbeitrages
- c) Zulässigkeit von Differenzierungsformen mit werbeähnlichem Charakter
- d) Zu den Grenzen werbeähnlicher Differenzierungsklauseln
- 5. Orientierung einzelner Differenzierungsformen am Maßstab zulässiger Anreizwirkung
- a) Einfache Differenzierungsklauseln
- b) Qualifizierte Differenzierungsklauseln
- c) Kündigungsschutzklauseln
- d) Sonderzahlungen an die Gewerkschaft
- e) Differenzierungsklauseln und Gemeinsame Einrichtungen gem. § 4 II TVG
- 6. Zur Anwendung des Prinzips freier sozialer Gruppenbildung
- 156–160 II. Verletzung der positiven Koalitionsfreiheit gem. Art. 9 III GG 156–160
- 1. Beeinträchtigung der positiven Koalitionsfreiheit anders organisierter Arbeitnehmer
- 2. Beeinträchtigung der Koalitionsbetätigungsfreiheit konkurrierender Gewerkschaften
- 3. Zwischenergebnis
- 160–161 III. Verletzung der Berufsfreiheit gem. Art. 12 I GG 160–161
- 161–166 IV. Verletzung der (Arbeits-) Vertragsfreiheit gem. Art. 2 I, 12 I GG 161–166
- 1. Verletzung der Vertragsfreiheit der Außenseiter
- a) Unterscheidung nach Art und Weise der Einwirkung
- b) Keine rechtliche Beeinflussung der Außenseiter
- c) Eingriff in die Vertragsfreiheit durch faktische Beeinträchtigungen
- d) Verletzung der Vertragsfreiheit auf Grund tatsächlicher Beeinflussung
- e) Eigene Stellungnahme
- 2. Verletzung der Vertragsfreiheit des Arbeitgebers
- 166–168 V. Verletzung des allgemeinen Gleichheitssatzes gem. Art. 3 I GG 166–168
- 168–168 VI. Verletzung des Prinzips der Freiwilligkeit 168–168
- 168–170 VII. Verletzung des Prinzips der Gegnerunabhängigkeit 168–170
- 170–170 VIII. Verletzung des Rechtsstaatsprinzips 170–170
- 170–186 B. Differenzierungsklauseln und Tarifrecht 170–186
- 170–181 I. Zur Vereinbarkeit von Differenzierungsklauseln mit den Grenzen der Tarifmacht 170–181
- 1. Normative Vereinbarungsbefugnis der Tarifvertragsparteien
- 2. Schuldrechtliche Vereinbarungsbefugnis der Tarifvertragsparteien
- 3. Die Grenzen der Tarifmacht
- a) Orientierung der Tarifmacht an gesetzlichen Verstößen
- b) Orientierung der Tarifmacht nach Art der Einwirkung auf Nichtorganisierte
- c) Orientierung der Tarifmacht am Kriterium der „Unzumutbarkeit“
- aa) Das Verhältnis von Gewerkschaft und Arbeitgeber bzw. Arbeitgeberverband
- bb) Das Verhältnis von Koalition und Mitglied
- d) Orientierung der Tarifmacht am Gerechtigkeitsempfinden
- 4. Stärkung der Gewerkschaft als Gegenstand der Tarifmacht
- 5. Zwischenergebnis
- 181–184 II. Zur Vereinbarkeit von Differenzierungsklauseln mit der Allgemeinverbindlicherklärung des § 5 I TVG 181–184
- 184–185 III. Zur Vereinbarkeit von Differenzierungsklauseln mit dem Prinzip der Festsetzung von Mindestarbeitsbedingungen gem. § 4 III TVG 184–185
- 185–186 IV. Ergebnis der tarifrechtlichen Bewertung 185–186
- 186–187 C. Sonstige Einwände gegenüber Differenzierungsklauseln 186–187
- 186–186 I. Zur Vereinbarkeit von Differenzierungsklauseln mit dem betriebsverfassungsrechtlichen Differenzierungsverbot des § 75 I BetrVG 186–186
- II. Zur Vereinbarkeit von Differenzierungsklauseln mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz
- 187–188 D. Fazit 187–188
- 189–198 Sechster Teil: Tarifliche Meistbegünstigungsklauseln 189–198
- 189–191 A. Die defensive und die aggressive Meistbegünstigungsklausel 189–191
- 191–191 B. Zur Wirkung der Meistbegünstigungsklausel auf die Parteien des Primärvertrages und potentielle Dritte 191–191
- 191–194 C. Zum Streit über die Zulässigkeit von tariflichen Meistbegünstigungsklauseln 191–194
- 191–192 I. Fremdbestimmung und Mitgliederinteressenausgleich 191–192
- 192–193 II. Problem der dynamischen Verweisung 192–193
- 193–193 III. Erzwungene Tarifeinheit als sachwidrige Gleichbehandlung 193–193
- 193–194 IV. Eingriff in die Tarif- und Privatautonomie von potentiellen Vertragspartnern 193–194
- 194–194 V. Das Prinzip der Gegnerunabhängigkeit 194–194
- 194–197 D. Meistbegünstigungsklauseln und Tarifautonomie 194–197
- 194–196 I. Zur Tarifverantwortung der Tarifvertragsparteien 194–196
- 196–197 II. Die Tarifautonomie des Einzelarbeitgebers 196–197
- 197–197 III. Nichtigkeit von Meistbegünstigungsklauseln 197–197
- 197–198 E. Fazit 197–198
- 199–205 Siebter Teil: Tarifvertragliche Differenzierungsklauseln in der arbeitsrechtlichen Praxis 199–205
- 199–248 A. Bonusleistungen für Gewerkschaftsmitglieder 199–248
- 199–205 I. Bonusregelungen für Mitglieder der IG Metall NRW 199–205
- 1. Sonderzahlung zur Minderung firmentariflicher Zugeständnisse
- 2. Kündigungsschutzklauseln
- 3. Errichtung von Betriebs-Tarifkommissionen
- 205–248 II. Bonusregelungen für Mitglieder der IG BCE 205–248
- 1. Tarifliche Sonderzahlungen für Gewerkschaftsmitglieder
- 2. Abwicklung von Sonderzahlungen über eine Gemeinsame Einrichtung