Wahrhaft sichtbar
Humangenomforscher in der Öffentlichkeit
Zusammenfassung
Wissenschaftler sehen sich zunehmend mit der Erwartung konfrontiert, außerhalb der Wissenschaft sichtbar zu sein. Am Fall der Humangenomforschung, deren Sequenzen und Stars in den vergangenen Jahren hohe Medienaufmerksamkeit zuteil wurde, zeigt die Studie, wie diese Sichtbarkeit Wissenschaft und Wissenschaftler verändert. Anhand von Interviews mit 55 Humangenomforschern in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA zeichnet die Autorin die Ambivalenz von Wissenschaftlern den Erwartungen gegenüber nach, identifiziert Regeln angemessener Sichtbarkeit und analysiert die Bedeutung symbolischer Forschung. Das Ergebnis der Sichtbarkeitsfolgenabschätzung: Auch wenn sich eine Öffentlichkeitsorientierung unter Wissenschaftlern findet, bestehen sie dennoch auf dem Primat epistemischer Kriterien für ihre Forschung. Als Geeks, Missionare, Anwälte des Wissens und öffentliche Wissenschaftler entwickeln sie typspezifische Strategien, außerwissenschaftliche Öffentlichkeiten als Publika der Wissenschaft einzubeziehen, ohne dass die Prominenz einzelner Wissenschaftler die Reputationsautonomie der Fachkollegen bedroht. Damit belegt der Fall Humangenomforschung die anhaltende normative Stabilität der Differenzierungsthese.
Schlagworte
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- 2–13 Titelei/Inhaltsverzeichnis 2–13
- 14–14 Abbildungsverzeichnis 14–14
- 14–14 Tabellenverzeichnis 14–14
- 15–16 Abkürzungsverzeichnis 15–16
- 17–21 1. Keynote in Cold Spring Harbor: „Scientists should be visible!“ 17–21
- 22–70 2. Wissenschaft, Medien und Öffentlichkeit in der modernen Gesellschaft 22–70
- 22–24 2.1 Wissensgesellschaft, Mediengesellschaft, funktional differenzierte Gesellschaft 22–24
- 24–34 2.2 Wissenschaft als System 24–34
- 24–30 2.2.1 Das Belohnungssystem der Wissenschaft: Reputation als Mechanismus der Selbststeuerung 24–30
- 30–33 2.2.2 Die normative Struktur der Wissenschaft 30–33
- 33–34 2.2.3 Beziehungen der Wissenschaft zu ihrer Umwelt 33–34
- 34–37 2.3 Veränderte Rahmenbedingungen und Veränderungen in der Wissenschaft 34–37
- 37–40 2.4 Vom Marktplatz zur Medienöffentlichkeit 37–40
- 40–45 2.5 Die Realität der Massenmedien 40–45
- 45–53 2.6 Das Konzept der Medialisierung 45–53
- 45–47 2.6.1 Medialisierung der Politik 45–47
- 47–53 2.6.2 Medialisierung der Wissenschaft 47–53
- 53–70 2.7 Das Phänomen Sichtbarkeit aus theoretischer Perspektive 53–70
- 53–58 2.7.1 Sichtbarkeit als Erwartung 53–58
- 58–63 2.7.2 Sichtbare Wissenschaftler und die Wissenschafts-Medien-Kopplung 58–63
- 63–67 2.7.3 „Meide das Rampenlicht!“ 63–67
- 67–69 2.7.4 Anzeichen für einen Wandel der traditionellen Sichtweise 67–69
- 69–70 2.7.5 Sichtbarkeitsfolgenabschätzung 69–70
- 71–79 3. Wissenschaftssoziologische Perspektiven auf die Humangenomforschung 71–79
- 71–74 3.1 Humangenomforschung als Big Science 71–74
- 74–75 3.2 Humangenomforschung als legitimationsbedürftig 74–75
- 75–77 3.3 Humangenomforschung als „heißes“ Forschungsfeld 75–77
- 77–78 3.4 Humangenomforschung in der Krise 77–78
- 78–79 3.5 Humangenomforschung unter hoher Medienaufmerksamkeit 78–79
- 80–97 4. Von Drosophila lernen: Humangenomforscher als Modellorganismen 80–97
- 80–82 4.1 Forschungsansatz: Selbstbeschreibungen von Wissenschaftlern 80–82
- 82–90 4.2 Datenerhebung: Klinische Gespräche 82–90
- 82–85 4.2.1 Methodologische Grundlagen 82–85
- 85–90 4.2.2 Methodisches Vorgehen 85–90
- 90–97 4.3 Datenauswertung: Empirisch begründete Typenbildung 90–97
- 90–94 4.3.1 Methodologische Grundlagen 90–94
- 94–97 4.3.2 Methodisches Vorgehen 94–97
- 98–104 5. Sichtbarkeit empirisch 98–104
- 98–100 5.1 Sichtbarkeit als Erwartungserwartung 98–100
- 100–104 5.2 Sichtbarkeit für verschiedene Öffentlichkeiten 100–104
- 104–104 5.3 Fazit 104–104
- 105–124 6. Sichtbare Wissenschaft 105–124
- 105–110 6.1 Charakterisierung der Sichtbarkeit der Wissenschaft als Institution 105–110
- 105–107 6.1.1 Bedeutung 105–107
- 107–108 6.1.2 Ziele 107–108
- 108–110 6.1.3 Institutionalisierung 108–110
- 110–110 6.1.4 Angemessenheit 110–110
- 110–114 6.2 „A natural for publicity“: Der Fall Humangenomprojekt 110–114
- 114–123 6.3 Unterscheidungskriterium I: Konstruktion der Beziehung von Wissenschaft und Öffentlichkeit 114–123
- 114–118 6.3.1 „Wissenschaft macht man für sich und seine Kollegen“: Das Elfenbeinturm-Modell 114–118
- 118–120 6.3.2 „We try having them to understand and to agree“: Das PUS-Modell 118–120
- 120–123 6.3.3 „The broader picture“: Das gesellschaftlich kontextualisierte Modell 120–123
- 123–124 6.4 Fazit 123–124
- 125–161 7. Sichtbare Wissenschaftler 125–161
- 125–132 7.1 Wissenschaftler sein. Eine Skizze des Berufsverständnisses 125–132
- 132–149 7.2 Charakterisierung der Sichtbarkeit einzelner Wissenschaftler 132–149
- 132–134 7.2.1 Verbreitung 132–134
- 134–134 7.2.2 Ziele 134–134
- 134–136 7.2.3 Normative Erwartungen an sichtbare Wissenschaftler 134–136
- 136–143 7.2.4 Ambivalenzen sichtbarer Wissenschaftler 136–143
- 143–147 7.2.5 Sichtbarkeitsmodi und Rechtfertigungsstrategien 143–147
- 147–149 7.2.6 Auswirkungen 147–149
- 149–158 7.3 Unterscheidungskriterium II: Anpassungsbereitschaft an mediale Kriterien 149–158
- 149–155 7.3.1 „A scientist should have no name“: Die Repräsentanten 149–155
- 155–158 7.3.2 „Wissenschaft braucht Stars“: Die Exponenten 155–158
- 158–161 7.4 Fazit 158–161
- 162–193 8. Typen von Wissenschaftlern in der Öffentlichkeit 162–193
- 162–170 8.1 „I just want to work in the lab and not be bothered with life“: Der Geek 162–170
- 170–175 8.2 „Wissenschaft muss eine größere Rolle spielen in der Gesellschaft“: Der Missionar 170–175
- 175–180 8.3 „A symptom of things that are worth worrying about“: Der Anwalt des Wissens 175–180
- 180–185 8.4 „Talking to the public is just as important as talking to your peers“: Der öffentliche Wissenschaftler 180–185
- 185–192 8.5 „The tail of the sensational distribution“: Der Extremtyp 185–192
- 185–189 8.5.1 „More media experience than any other scientist“: Die Selbstwahrnehmung 185–189
- 189–192 8.5.2 „A sensational way but a valuable contribution“: Die Fremdwahrnehmung 189–192
- 192–193 8.6 Fazit 192–193
- 194–240 9. Eine „Wissenschaft der Öffentlichkeit“? 194–240
- 194–207 9.1 Überlegungen zu einer Soziologie sichtbarer Wissenschaftler 194–207
- 194–201 9.1.1 Das Rollen-Set des Wissenschaftlers der Öffentlichkeit 194–201
- 201–204 9.1.2 Die neue Ambivalenz sichtbarer Wissenschaftler 201–204
- 204–207 9.1.3 Anerkennung für Wissenschaftler – Das Verhältnis von Reputation und Prominenz 204–207
- 207–221 9.2 Wissenschaft in der Öffentlichkeit 207–221
- 207–212 9.2.1 Publika einer Wissenschaft der Öffentlichkeit 207–212
- 212–215 9.2.2 Ein Zwei-Stufen-Konzept „wahrhafter Sichtbarkeit“ 212–215
- 215–221 9.2.3 Wahrhaft sichtbar – auch in Zeiten der Medialisierung? 215–221
- 221–232 9.3 Bilanz des Medialisierungskonzepts 221–232
- 221–225 9.3.1 Das Humangenomprojekt als Anomalie 221–225
- 225–232 9.3.2 Thesen zur Ausgestaltung der Wissenschafts-Medien-Kopplung 225–232
- 232–239 9.4 Wahrhaft sichtbare Wissenschaft 232–239
- 239–240 9.5 Cold Spring Harbor revisited: „We are your lab mice!“ 239–240
- 241–256 10. Literatur 241–256
- 257–276 11. Anhang 257–276
- 257–267 A. Validierung anhand von Gütekriterien qualitativer Forschung 257–267
- 267–276 B. Kategoriensystem 267–276