Das Handwerk der Literatur
Eine Geschichte der Moderne 1775-1950
Zusammenfassung
Zur Literatur- und Imaginationsgeschichte einer typisch modernen Faszination.
Das Handwerk ist eine der großen Faszinationen der gesellschaftlichen Moderne. Das zeigt auch die Literatur, die zwar kein Handwerk ist, sich aber durchgängig mit Handwerk befasst. Nicht umsonst präsentieren literarische und ästhetische Texte seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auffallend häufig längst vergangene Handwerkswelten, stellen Handwerker und Handwerkerinnen dar oder diskutieren im Rückgriff auf Handwerk den Status von Literatur und vor allem die Unterscheidung zwischen »guter« und »schlechter« Literatur.
Michael Bies untersucht diesen kontinuierlichen, in seiner Breite bislang aber nicht erfassten Bezug von Literatur auf Handwerk. In seiner komparatistisch angelegten Analyse zeigt er in Lektüren deutschsprachiger Texte der Zeit zwischen 1775 und 1950, dass Literatur entscheidend an der »Erfindung« eines typischen modernen Handwerksbildes mitarbeitet und nicht nur moderne Arbeitsverhältnisse reflektiert, wenn sie von Handwerk handelt, sondern auch sich selbst und ihre eigenen Möglichkeiten zu erfassen sucht.
Schlagworte
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- 1–8 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–8
- 9–40 I. Einleitung 9–40
- 9–16 Modernes Handwerk 9–16
- 17–20 Literatur und Handwerk 17–20
- 21–25 Fünf Ziele 21–25
- 26–34 Vier Bedeutungen von Handwerk 26–34
- 35–40 Anlage der Arbeit 35–40
- 41–176 II. Von der Erfindung des Handwerks, 1775 – 1848 41–176
- 41–60 II.1. Im »Herbst des Alten Handwerks« 41–60
- Der Uhrmacher, der Besenbinder und die Zünfte
- Diderots Werkstattberichte
- Aspekte der ›Erfindung des Handwerks‹
- 61–84 II.2. Ästhetische Diskussionen von Handwerk 61–84
- Von den freien Künsten zu den schönen Künsten und zur Kunst
- Goethes Kunst und Handwerk (1797)
- Handwerk und Dilettantismus
- Die Verfassung der Kunst
- Mechanismus, Handwerk, Technik
- 85–117 II.3. Geschichten vom ›altdeutschen‹ Nürnberg 85–117
- Prolog in der Werkstatt
- Das Erlebnis Nürnberg
- Wackenroder und Tieck
- Hoffmanns Meister Martin der Küfner und seine Gesellen (1818)
- Handwerk und »mechanisches Schreiben« bei Hoffmann
- »Hans Sachs ein Schuh- / Macher und Poet dazu«
- 118–151 II.4. Die Gesellen und das Wandern 118–151
- Meister- und Gesellenerzählungen, Gesellenwandern und modernes Wandern
- Rupprechts Ludwig Roberts Wanderungen (1805)
- Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre (1829)
- Gotthelfs Jacobs, des Handwerksgesellen, Wanderungen (1846/47)
- Zusammenfassung
- 152–176 II.5. Die Gattungen der Schneider 152–176
- Handwerke in Zeiten des Handwerks
- Handwerkslieder
- Märchen
- Possen
- 177–286 III. Vom Niedergang des Handwerks, 1848-1900 177–286
- 177–194 III.1. Das Handwerk in Zeiten der Industrie 177–194
- Der Niedergang des Handwerks (1897)
- Ruskin und Morris
- Erfassung von Handwerkskultur
- Handwerkliche Arbeit und Geistesarbeit
- 195–206 III.2. Ästhetische Diskussionen von Handwerk 195–206
- Wagners Die Kunst und die Revolution (1849)
- Poetik der Technik
- Handwerkerkünstler bei Nietzsche und Hofmannsthal
- 207–239 III.3. Niedergang des Handwerks in der Literatur 207–239
- Der Kampf der schlesischen Weber
- Die Ehre des Tischlermeisters
- Der Untergang des Drechslermeisters
- Poetiken des Niedergangs
- Funktionen der Verfallsdarstellung
- 240–262 III.4. Aufhebung des Handwerks in der Literatur 240–262
- Archivierung, Ästhetisierung, Auratisierung
- Klassizistischer Antikapitalismus in Stifters Der Nachsommer (1857)
- Poetischer Historismus in Wolffs Der Sülfmeister (1883)
- 263–286 III.5. Das Handwerk der Frauen 263–286
- ›Weibliche Arbeit‹
- Kritik der ›weiblichen Arbeit‹ bei Goethe und Stifter
- Ebner-Eschenbachs Lotti, die Uhrmacherin (1880)
- Der Niedergang der Literatur bei Ebner-Eschenbach
- 287–394 IV. Vom Überleben des Handwerks, 1900-1950 287–394
- 287–307 IV.1. Handwerk, Kunst und Industrie 287–307
- 1919: Zurück zum Handwerk
- Arts-and-Crafts-Rezeption
- Der Deutsche Werkbund
- Das Ende des Niedergangs
- 308–332 IV.2. Ästhetische Diskussionen von Handwerk 308–332
- »Das deutsche l’art pour l’art« bei Lukács
- Das Handwerk des Erzählers bei Benjamin
- Métier, Handwerk, Craft
- Die Befreiung vom Handwerk bei Hohl
- 333–347 IV.3. Aufstiegserzählungen 333–347
- Erfinder, Arbeiter, Angestellte
- Schefflers Der junge Tobias (1927)
- Schwärs Die Leineweber (1935)
- 348–373 IV.4. Die unglücklichen Handwerkerkünstler 348–373
- Verhältnisse von Kunst und Handwerk: Versuch einer Ordnung
- Zwei Geigenbauer
- Abschied von Nürnberg
- Rothenburg ob der Tauber
- Coda: Kaisersaschern
- 374–394 IV.5. Aufhebung des Handwerks der Literatur 374–394
- Drei Gesellenreisen, eine Dissertation und acht Handwerksanthologien
- Handwerksanthologien 1926-1942
- Handwerksanthologien 1958-2013
- 395–444 V. Schluss 395–444
- 395–396 Technik, Metier, Handwerk 395–396
- 397–444 Rückzug des Handwerks aus der Literatur 397–444