Der besondere Vertreter im Aktienrecht als Minderheitenrecht
Zusammenfassung
Die Position des besonderen Vertreters im Aktienrecht wurde durch die jüngere BGH-Rechtsprechung weiter aufgewertet. Aufgrund der knappen gesetzlichen Regelung bleiben viele Rechtsfragen umstritten. Einigkeit herrschte bislang, dass für die Bestellung stets ein Mehrheitsbeschluss der Hauptversammlung erforderlich ist. Die Arbeit legt dar, dass dies nicht erforderlich ist. So erstarkt der besondere Vertreter zu einem echten Minderheitenrecht und erlangt noch größere praktische Bedeutung. Der Autor entwickelt im Weiteren ein gestuftes System der Rechte in §§ 147 f. AktG. Die bisherige kontroverse und auch rechtspolitisch motivierte Auseinandersetzung wird durch diese neue These abgemildert und viele Streitfragen relativieren sich.
Abstract
The position of the special representative in stock corporation law has been further enhanced by recent case law of the Federal Court of Justice (BGH), yet many legal questions remain controversial. Until now, however, there was agreement that a majority resolution of the general meeting was always required for the appointment. The author shows that this is not necessary. Thus, the special representative becomes a genuine minority right and acquires even greater practical significance. The author goes on to develop a tiered system of rights in sec. 147 et seq. of the Aktiengesetz. The previous controversial debate, which was also motivated by legal policy, is softened by this new thesis and many controversial issues lose importance.
Schlagworte
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- 1–18 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–18
- 19–22 Einleitung 19–22
- § 1 Einführung und Aufgabenstellung
- § 2 Gang der Untersuchung
- 23–38 Erster Teil: Der besondere Vertreter im System der Organinnenhaftung 23–38
- § 3 Grundlagen
- I. Organhaftung
- II. Die Kompetenzverteilung im Normalfall
- III. Anspruchsverfolgung durch Aktionäre
- 1. Sonderprüfung
- 2. Klageinitiative
- 3. Besonderer Vertreter
- 4. Klagezulassungsverfahren
- § 4 Bedeutung
- I. Bedeutung des besonderen Vertreters
- II. Zusammenfassung
- 39–168 Zweiter Teil: Bestellung des besonderen Vertreters 39–168
- § 5 Geltendmachungsbeschluss
- I. Einleitung
- II. Meinungsstand
- 1. Geltendmachungsbeschluss nicht erforderlich
- 2. Geltendmachungsbeschluss erforderlich
- III. Konsequenzen und Schlussfolgerungen daraus
- 1. Konsequenzen der herrschenden Meinung
- 2. Mögliche Schlussfolgerungen
- IV. Auslegung
- 1. Wortlaut
- 2. Systematik
- a) Stellung im Gesetz
- b) ‚Konzeption‘ des § 147 AktG
- c) Vergleich mit § 147 Abs. 1 Satz 2 AktG
- d) Vergleich mit § 148 AktG
- e) Vergleich mit anderen Minderheitenrechten
- f) Ergebnis
- 3. Geschichte
- a) Frühere Regelungen und Reform
- b) Geschichte des § 147 Abs. 3 AktG a. F.
- c) Geschichte des § 147 Abs. 2 Satz 2 AktG a. F.
- d) Ergebnis
- 4. Sinn und Zweck
- a) Zweck der Norm und Fragestellung
- b) (Keine) Abschließende Regelung in § 148 AktG
- aa) Ausdrückliche Streichung (nur) des ersten Minderheitenrechts
- bb) Neuregelung des Systems der Verfolgungsrechte der Aktionärsminderheit
- cc) Anwendungsbereich, insbesondere der gerichtlichen Erstbestellung
- dd) Mögliche Gründe für Beibehaltung des Erstbestellungsrechts
- (1) Auswechslung
- (2) Absicherung bei Aktionärsklage
- (3) Wenn nur Geltendmachung beschlossen
- (4) Irrelevanz
- (5) Zwischenergebnis
- ee) § 148 AktG und Gesetzesbegründung
- ff) Begrenzte Aussagekraft der Gesetzesmaterialien
- c) Eigener Ansatz
- aa) Einleitung
- bb) Gestuftes System
- (1) Quorum
- (2) Gesetzeszweck
- cc) Eingrenzung des Anspruches
- dd) Berücksichtigung anderer Gründe des Gesellschaftswohls
- (1) Denkbar keine Berücksichtigung möglich
- (2) Denkbar Analogie oder Einschränkung durch ungeschriebene materielle Anforderungen
- (3) Eigener Ansatz: Für gehörige Geltendmachung zweckmäßig
- (a) Bisherige Auslegung
- (b) Berücksichtigung anderer Gesichtspunkte
- (c) (Kein) Unerlaubter Eingriff in die Organisationsverfassung
- V. Zwischenergebnis
- § 6 Art der Ersatzansprüche
- I. Einleitung
- II. Umfasste Ansprüche
- 1. Allgemein
- 2. Ausgleichs- und Herausgabeansprüche
- 3. Unterlassungsansprüche
- 4. Insbesondere: Konzernrechtliche Ansprüche
- a) Problematik
- aa) Anspruchsgrundlagen
- (1) Arten von Ansprüchen
- (2) Sonderfall § 117 AktG
- bb) Fall der §§ 309, 317 AktG
- cc) Stimmverbote
- b) Auslegung
- aa) Wortlaut § 147 Abs. 1 Satz 1 AktG
- bb) Begründung zum Regierungsentwurf von 1965
- cc) Denkbar Einbeziehung von § 317 AktG
- dd) Denkbar keine Einbeziehung von § 317 AktG
- (1) Differenzierung zwischen § 317 AktG und § 318 AktG
- (2) Denkbar vollständige Ausnahme
- c) Eigener Ansatz
- aa) Gründe für die Einbeziehung
- bb) Gründe gegen die Einbeziehung
- (1) (Nicht) Fehlende Änderung des Wortlauts
- (2) (Nicht) Gebot der Waffengleichheit
- (3) Modifizierung eines Mehrheitsrechts zum Minderheitenrecht
- (4) Missbrauchsrisiko
- cc) Differenzierende Auslegung
- (1) Unterscheidung zwischen Mehrheits- und Minderheitenrechten
- (2) Bedenken
- d) Zwischenergebnis
- § 7 Bestimmtheit der Ersatzansprüche
- I. Einleitung
- II. Anknüpfungspunkt
- III. Problemstellung
- IV. Strengere Anforderungen
- 1. Spektrum
- 2. Argumente
- V. Weniger strenge Anforderungen
- 1. Bestimmbarkeit
- 2. Argumente
- VI. Vermittelnde Auffassung
- 1. Grundsätze zur Beweislastverteilung im Haftungsprozess
- 2. Differenzieren zwischen Minderheitenrecht und Mehrheitsrecht
- VII. Eigener Ansatz
- 1. Grund für Bestimmtheitserfordernis
- a) Missbrauch durch Aktionäre
- b) Verhältnis zur Sonderprüfung
- aa) Denkbar Stufenverhältnis
- bb) Denkbar Unabhängigkeit
- cc) Eigener Ansatz
- (1) Anwendungsbereich der Sonderprüfung
- (2) Nutzen der Sonderprüfung
- (a) Erforderliche Informationen
- (b) Informationsbeschaffung durch Sonderprüfung
- (3) Dauer
- (4) Keine sonstigen Gegenargumente
- dd) Zwischenergebnis
- c) Zwischenergebnis
- 2. Ermittlung des richtigen Kriteriums
- a) Bestellung durch Hauptversammlungsbeschluss
- aa) Begriff und Grenze
- bb) Glaubhaftmachung
- cc) Plausibilität
- dd) Schlüssigkeit
- ee) Verdacht
- ff) Keine strengen Erfordernisse im Übrigen
- gg) Benennung des Sachverhalts
- b) Gerichtliche Bestellung
- VIII. Folgen mangelnder Bestimmtheit
- IX. Ergebnis
- § 8 Bestellung durch die Hauptversammlung
- I. Einleitung
- II. Geltung eines Stimmverbots gemäß § 136 AktG
- 1. Einleitung
- 2. Direkte Anwendung bei isolierter oder einheitlicher Beschlussfassung
- 3. Analoge Anwendung bei getrennten Beschlussfassungen
- a) Denkbar keine Analogie
- b) Denkbar bereits bei gleichem Sachverhalt
- d) Insbesondere: Gemeinschaftliche Verfehlung
- 4. (Keine) Anwendbarkeit für Bestellung von Sonderprüfern
- III. Verlangen der Einberufung einer Hauptversammlung
- IV. Zwischenergebnis
- § 9 Gerichtliche Bestellung
- I. Einleitung
- II. Antrag und Verfahren
- 1. Allgemeines
- 2. Verfahren
- a) Beteiligte
- b) Glaubhaftmachung
- c) Weitere materielle Voraussetzungen
- d) Insbesondere: ARAG/Garmenbeck
- aa) Maßstab
- bb) Beweislast
- e) Auswahl des besonderen Vertreters
- f) Entscheidung
- III. Kostentragung
- IV. Rechtsmittel
- V. Abberufung
- 169–224 Dritter Teil: Im Amt und Beendigung 169–224
- § 10 Rechtsbeziehung zur Gesellschaft
- I. Organeigenschaft
- II. Schuldrechtliches Verhältnis
- § 11 Informationsrechte
- I. Einleitung
- II. Bestimmung der Informationsrechte
- 1. Einleitung
- 2. Rechtsgrundlage
- a) Informationsrechte als Annexkompetenz
- b) Rechte des Sonderprüfers
- c) Rechte der Verwaltung
- d) Rechte aufgrund Organstellung
- e) Allgemeine zivilrechtliche Einsichtsrechte
- f) Keine einschlägige Rechtsgrundlage
- g) Eigener Ansatz
- 3. Umfang
- a) Keine Informationsrechte
- b) Enge Informationsrechte
- c) Weite Informationsrechte
- d) Eigener Ansatz
- aa) Einleitung
- bb) Verhältnis zur Sonderprüfung
- cc) Frist gemäß § 147 Abs. 1 Satz 2 AktG
- dd) Aufgabe
- ee) Einzelne Rechte
- 4. Ermessen bei der Ausübung
- 5. Mängel bei der Bestellung
- a) Hauptversammlungsbeschluss
- b) Gerichtliche Bestellung
- 6. Informationsschuldner
- 7. Stufenklage und einstweiliger Rechtsschutz
- a) Stufenklage gemäß § 254 ZPO
- b) Einstweiliger Rechtsschutz
- (1) Verfügungsanspruch
- (2) Verfügungsgrund
- III. Ergebnis
- § 12 Pflichten
- I. Einleitung
- II. ‚Wie‘ der Geltendmachung und Weisung
- 1. ‚Wie‘ der Geltendmachung
- 2. Weisung im Falle des § 147 Abs. 2 Satz 1 AktG
- 3. Weisung im Falle des § 147 Abs. 2 Satz 2 AktG
- III. Geltendmachungspflicht
- 1. Einleitung
- 2. § 147 Abs. 2 Satz 1 AktG
- 3. Gericht
- 4. Keine oder geringe Aussichten für Durchsetzung
- IV. Weitere Pflichten
- § 13 Haftung
- I. Einleitung
- II. Analoge Herleitung
- III. Ergebnis
- § 14 Beendigung
- I. Einleitung und allgemeine Gründe
- II. Im Falle des § 147 Abs. 2 Satz 1 AktG
- III. Im Falle des § 147 Abs. 2 Satz 2 AktG
- 225–230 Vierter Teil: Zusammenfassung und Ergebnisse 225–230
- 231–241 Literaturverzeichnis 231–241