Das amerikanische und europäische Bail-in-Verfahren zur finanziellen Revitalisierung notleidender Banken
Vergleich und ökonomische Analyse des Abwicklungsrechts, der Abwicklungseinleitungsverfahren und der Bail-in-Strategien
Zusammenfassung
Das Bail-in-Instrument soll Europa und die USA vor der Ausweitung der nächsten Bankenkrise in eine Finanzmarkt- oder Staatsschuldenkrise bewahren. Doch mit der amerikanischen Single-Point-of-Entry-Strategie und der europäischen Open-Bank-Bail-in-Strategie stehen sich zwei Bail-in-Strategien diametral gegenüber, wobei die Feuertaufe für beide noch aussteht. Der Autor untersucht, welche behördlichen und politischen Möglichkeiten zur Beeinflussung einer Abwicklungsentscheidung im amerikanischen und europäischen Abwicklungsverfahren bestehen. Den funktionalen Rechts- und Verfahrensvergleich nutzt der Autor außerdem um aufzuzeigen, welche Maßnahmen kurzfristig und langfristig zur Ertüchtigung beider Bail-in-Strategien notwendig wären.
Abstract
The bail-in instrument aims to protect Europe and the United States against the expansion of the next banking crisis into a financial market or sovereign debt crisis. However, the Single Point of Entry strategy developed by the FDIC and the European open-bank bail-in strategy are two diametrically opposed resolution strategies, neither of which has yet been tested in a real-world crisis. In this study, the author investigates to what extent government authorities and politicians can influence or delay a resolution decision. Furthermore, a legal and procedural comparison between the US and European resolution frameworks is used to identify necessary short- and long-term measures to improve the viability of both bail-in instruments.
Schlagworte
- Kapitel Ausklappen | EinklappenSeiten
- 1–26 Titelei/Inhaltsverzeichnis 1–26
- 27–44 A. Einleitung 27–44
- I Anlass der Untersuchung
- II Identifikation bestehender Forschungslücken und Zielsetzung der Untersuchung
- III Spezifizierung der Vergleichsebene
- IV Abgrenzung zu bestehenden Untersuchungen
- V Gang der Untersuchung
- 45–98 B. Die Theorie zur Regulierung und Abwicklung von Banken 45–98
- I Vorbemerkungen
- II Definition eines Bankunternehmens über die Tätigkeiten als Finanzintermediär
- III Abgrenzung der Begriffe Bankenregulierung, -aufsicht und ‑abwicklung
- IV Ökonomische Begründung der Regulierung von Banken
- IV.1 Relevanz bestehender Regulierungstheorien
- IV.2 Marktversagenstatbestände zulasten der Bankeinleger
- IV.2.1 Asymmetrische Informationsverteilung
- IV.2.2 Externe Effekte
- IV.3 Marktversagenstatbestände zulasten der Funktionsfähigkeit des Bankensektors
- IV.3.1 Gefährdung der Funktionsfähigkeit durch Einlegerverhalten
- IV.3.2 Gefährdung der Funktionsfähigkeit nach Eintritt eines Mikroschocks
- IV.3.3 Gefährdung der Funktionsfähigkeit bei Eintritt eines Makroschocks
- IV.4 Herleitung der Zielsetzung der Bankenregulierung
- V Abwicklung als geordnetes Krisenbewältigungsverfahren
- V.1 Entstehung und Typisierung von Bankenkrisen
- V.2 Strukturprinzipien eines bankspezifischen Abwicklungsrechts
- V.3 Herkömmliche Krisenbewältigungsmaßnahmen
- V.3.1 Zielsetzung im Krisenbewältigungsverfahren
- V.3.2 Transaktionsbasierte Instrumente
- V.3.3 Liquiditätszuführende Maßnahmen
- V.3.4 Kapitalzuführende Maßnahmen (Bail-out)
- V.4 Bail-in als modernes Krisenbewältigungsinstrument
- V.4.1 Entwicklung im Nachgang der internationalen Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise als Instrument zur Wiedereinsetzung des marktwirtschaftlichen Haftungsprinzips
- V.4.2 Weiterentwicklung als schnelles Fortführungsinstrument
- VI Zwischenfazit zur Krisenbewältigung im Abwicklungsverfahren
- 99–138 C. Die Abwicklungsinstitutionen und ‑regelungen im deutschen und amerikanischen Bankenmarkt 99–138
- I Vorbemerkungen
- II Internationale Regulierungsbestrebungen als Ausgangspunkt nationaler Abwicklungsregeln
- II.1 Notwendigkeit der internationalen Kooperation
- II.2 Institutioneller Rahmen auf internationaler Ebene
- II.3 Abwicklungsregelungen auf internationaler Ebene
- III Abwicklungsarchitektur für den deutschen Bankensektor
- III.1 Entwicklung im Kontext der Europäischen Bankenunion
- III.2 Abwicklungsinstitutionen im Einheitlichen Abwicklungsmechanismus
- III.3 Rechtsvorschriften zur Abwicklung systemrelevanter Banken
- III.4 Rechtsvorschriften zur Abwicklung systemrelevanter und nicht-systemrelevanter Banken
- IV Abwicklungsarchitektur für den amerikanischen Bankensektor
- 139–168 D. Die Identifikation der relevanten Vergleichsebene und allgemeiner Beurteilungskriterien zur Vorbereitung des ökonomischen Vergleichs der Abwicklungsverfahren 139–168
- I Vorbemerkungen
- II Ableitung der relevanten Vergleichsebene
- II.1 Marktstruktur des amerikanischen Bankensektors
- II.2 Marktstruktur des deutschen Bankensektors
- II.3 Ökonomische Begründung der Vergleichsebene
- III Herleitung allgemeiner Kriterien zur Beurteilung eines Abwicklungsverfahrens
- III.1 Abwicklungsziele des Financial Stability Boards als Ausgangspunkt
- III.2 Abwicklungsziele des europäischen Sonderinsolvenzrechts
- III.3 Abwicklungsziele des amerikanischen Sonderinsolvenzrechts
- III.4 Ökonomische Zusammenfassung zu allgemeinen Abwicklungsbeurteilungskriterien
- 169–254 E. Die Eignung des amerikanischen und europäischen Abwicklungseinleitungsverfahrens zur Fortführung systemrelevanter Banken 169–254
- I Spezifizierung der Beurteilungskriterien und Aufgliederung der Analyseebenen
- II Analyse des persönlichen Anwendungsbereichs
- II.1 Europäisches Sonderinsolvenzrecht
- II.2 Amerikanisches Sonderinsolvenzrecht
- II.3 Zwischenfazit zum persönlichen Anwendungsbereich
- III Analyse des sachlichen Anwendungsbereichs
- III.1 Überblick über die sachlichen Anwendungskriterien und Beurteilung der Prüfungsebene
- III.2 Bestandsgefährdung als erstes Anwendungskriterium
- III.2.1 Europäisches Sonderinsolvenzrecht
- III.2.2 Amerikanisches Sonderinsolvenzrecht
- III.2.3 Beurteilung im Rechtsvergleich
- III.3 Nichtanwendbarkeit alternativer Krisenbewältigungsmaßnahmen als zweites Anwendungskriterium
- III.4 Öffentliches Abwicklungsinteresse als drittes Anwendungskriterium
- III.5 Zwischenfazit: Notwendige Betrachtung des Beschlussverfahrens
- IV Analyse des Beschlussverfahrens
- IV.1 Behördliches Beschlussverfahren
- IV.1.1 Europäisches Verfahren
- IV.1.2 Amerikanisches Verfahren
- IV.1.3 Beurteilung im Vergleich
- IV.2 Politisches Beschlussverfahren
- IV.3 (Gerichtliches) Bestätigungsverfahren
- V Betrachtung der bisherigen Anwendungsfälle des Bankenabwicklungsrechts
- V.1 Vorbemerkungen
- V.2 Durchgeführte Abwicklungen unter Vermeidung einer Gläubigerbeteiligung
- V.2.1 Banco Popular Español (Juni 2017, Spanien)
- V.2.2 Sberbank d.d. und Sberbank banka d.d. (Februar 2022, Kroatien bzw. Slowenien)
- V.3 Abgelehnte Abwicklungen aufgrund der Feststellung eines fehlenden öffentlichen Interesses
- V.3.1 Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca (Juni 2017, Italien)
- V.3.2 ABLV Bank (Februar 2018, Lettland)
- V.3.3 PNB Banka (August 2019, Lettland)
- V.4 Vermiedene Abwicklungen durch die Durchführung einer vorsorglichen staatlichen Rekapitalisierung
- V.4.1 Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca (Februar 2017, Italien)
- V.4.2 Banca Monte dei Paschi di Siena (Juli 2017, Italien)
- V.5 Vermiedene Abwicklungen durch Anwendung alternativer behördlicher Krisenbewältigungsinstrumentarien bei der Silicon Valley Bank und der Signature Bank (März 2023, USA)
- V.6 Beurteilung der behördlichen und politischen Bereitschaft zur Abwicklungseinleitung
- 255–408 F. Die Eignung der amerikanischen und europäischen Bail-in-Implementierungen zur Fortführung systemrelevanter Banken 255–408
- I Spezifizierung der Beurteilungskriterien zur Würdigung des Bail-in-Verfahrens
- II Darstellung beider Bail-in-Implementierungen
- II.1 Europäische Umsetzung des Bail-in-Instruments
- II.1.1 Einordnung im Kontext der europäischen Abwicklungsinstrumentarien
- II.1.2 Idealtypischer Ablauf des (Open-Bank-)Bail-in-Verfahrens
- a. Ökonomische Unternehmensbewertung als Entscheidungsgrundlage
- b. Wahl des Abwicklungsansatzes
- c. Beteiligung der Inhaber von Anteilen und relevanten Kapitalinstrumenten
- d. Beteiligung der Bankgläubiger
- e. Implementierung des Bail-in-Instruments
- f. Schutzbestimmung im Nachgang des Bail-ins
- II.2 Amerikanische Umsetzung des Bail-in-Instruments
- II.2.1 Single-Point-of-Entry-Strategie der FDIC
- II.2.2 Ablauf der Single-Point-of-Entry-Strategie
- a. Gründung einer bridge financial holding company
- b. Vermögenstransfer an die bridge financial holding company
- c. Securities-for-Claims-Exchange
- d. Auflösung der bridge financial holding company
- III Analyse der Eignung beider Bail-in-Verfahren zur effektiven Rekapitalisierung
- III.1 Analyse der Bestimmung des Rekapitalisierungsbedarfs
- III.1.1 Zielsetzung und Funktionen der Abwicklungsbewertung
- III.1.2 Identifikation der konzeptionellen Bewertungsdifferenzen
- III.1.2.1 Abweichende Bewertungszeitpunkte
- III.1.2.2 Dualer Bewertungszweck im europäischen Abwicklungsverfahren
- III.1.3 Vergleich der Bewertungsmethodik zur Verlusterfassung
- III.1.3.1 Darstellung und Ableitung der verwendeten Bewertungsmethodik
- III.1.3.2 Veräußerungswert als Bewertungsmaßstab
- III.1.3.3 Fortführungswert als (europäischer) Bewertungsmaßstab
- III.1.4 Zwischenfazit zur vollständigen Verlustidentifikation
- III.1.5 Möglichkeiten zur Kompensation des Bewertungsermessens
- III.1.5.1 Prinzip der vorsichtigen Bewertung
- III.1.5.2 Überdimensionierung des Rekapitalisierungsbetrags als Alternative zur vorsichtigen Bewertung
- III.1.5.3 Möglichkeiten zur nachträglichen Kompensation von Vermögensverlusten aufgrund einer übervorsichtigen Bewertung
- III.2 Analyse der Rekapitalisierungsfähigkeit
- III.2.1 Definition der bail-in-bezogenen Rekapitalisierungsfähigkeit
- III.2.2 Abwicklungsrechtliche Definition der bail-in-fähigen Verbindlichkeiten
- III.2.2.1 Grundsatz der Bail-in-Beteiligung aller Verbindlichkeiten
- III.2.2.2 Ausnahmen im europäischen Abwicklungsrecht
- III.2.2.3 Ausnahmen im amerikanischen Abwicklungsrecht
- III.2.2.4 Zusammenfassende Beurteilung der Haftungsausnahmen im amerikanischen und europäischen Abwicklungsrecht
- III.3 Analyse der Verfahren zur Bail-in-Rekapitalisierung
- III.3.1 Einordnung des für die Rekapitalisierung zur Verfügung stehenden Zeitfensters
- III.3.2 Einfluss der Organisationsstruktur auf die Identifikation der verfügbaren Bail-in-Masse
- III.3.3 Einfluss der Organisationsstruktur auf die Implementierung des Bail-ins
- III.4 Analyse der Folgen einer erschöpften Rekapitalisierungsfähigkeit
- IV Analyse der Eignung beider Bail-in-Verfahren zur effektiven Refinanzierung
- IV.1 Abwicklungsfinanzierung als zweiter Problembereich der Bail-in-Anwendung
- IV.1.1 Begründung der Refinanzierungsnotwendigkeit
- IV.1.2 Abschätzung des Refinanzierungsbedarfs
- IV.2 Betrachtung der theoretischen Annahme einer vollständigen Kapitalmarktfinanzierung einer rekapitalisierten Bank
- IV.3 Eignung herkömmlicher staatlicher Liquiditätshilfen als Substitut der marktlichen Liquiditätsversorgung
- IV.4 Eignung des Einheitlichen Abwicklungsfonds und des Orderly Liquidation Fund als dritte Ebene der Abwicklungsfinanzierung
- IV.4.1 Notwendigkeit einer dritten Abwicklungsfinanzierungsebene
- IV.4.2 Prüfung der Voraussetzungen zur Liquiditätsbereitstellung
- IV.4.3 Prüfung der maximalen Inanspruchnahme und Ausstattung der Abwicklungsfonds
- IV.4.3.1 Einheitlicher Abwicklungsfonds
- IV.4.3.2 Orderly Liquidation Fund
- IV.4.3.3 Zusammenfassende Beurteilung der Eignung beider Abwicklungsfonds zur Bankenrefinanzierung
- V Übergreifende Betrachtung der aus Bail-in-Sicht notwendigen Reformen
- V.1 Reformen zur Gewährleistung der Bail-in-Rekapitalisierungsfunktion
- V.2 Reformen zur Gewährleistung der Bail-in-Refinanzierungsfunktion
- 409–420 G. Thesenförmige Zusammenfassung 409–420
- 421–479 Literaturverzeichnis 421–479
- Verzeichnis des zitierten Schrifttums
- Verzeichnis der zitierten Beiträge aus Sammelwerken
- Verzeichnis der zitierten Beiträge aus Gesetzeskommentaren
- Verzeichnis der verwendeten Gesetze, Richtlinien und Verordnungen