Moralische Verantwortlichkeit ohne Willensfreiheit
Zusammenfassung
Zumindest manchmal, glauben wir alle, sind wir für das, was wir tun, moralisch verantwortlich. Ist diese Einstellung wirklich berechtigt? Und welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit einem Akteur überhaupt irgendetwas zugerechnet werden darf? Diese Fragen zählen zu den am meisten diskutierten der Philosophie. Und sie verweisen auf ein Problemfeld, in dem kaum etwas nicht umstritten ist, weil Unterschiede in Auffassungen über die Bedingungen moralischer Verantwortlichkeit überaus eng mit unterschiedlichen Auffassungen über die angemessene Art der Rechtfertigung unserer Zurechnungspraxis verbunden sind. Inkompatibilisten glauben, dass interne Rechtfertigungen unzureichend sind und dass eine externe, die Zurechnungspraxis als ganze betreffende Rechtfertigung metaphysischer Art sein muss. Sie muss zeigen, dass wir wirklich und wahrhaft für irgendetwas verantwortlich sein können; und das verlangt aus der Sicht des Inkompatibilisten, dass wir unser Wollen, unsere Entscheidungen und unsere Absichten ursprünglich selbst bestimmen können - dass wir, kurz gesagt, einen freien Willen haben. Diese Sicht der Dinge ist jedoch falsch: Einen freien Willen zu haben ist definitiv keine notwendige Bedingung moralischer Verantwortlichkeit. Das wirkliche Problem mit dem Inkompatibilismus besteht nicht darin, dass er zu anspruchsvolle Bedingungen gerechtfertigter Zurechenbarkeit postuliert. Das wirkliche Problem ist einfach dieses: Inkompatibilismus ist inkohärent und kann nicht erklären, was er zu erklären beansprucht.
Schlagworte
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- I–VIII Titelei/Inhaltsverzeichnis I–VIII
- IX–XII Vorwort IX–XII
- 1–48 I. Eine Landkarte der philosophischen Debatte 1–48
- 1. Moralische Verantwortlichkeit und der Zweifel an unseren Überzeugungen
- 2. Einige Ismen
- 3. Weitere Ismen
- 4. Freiheit, Determinismus und moralische Verantwortlichkeit
- 5. Noch mehr Ismen
- 6. Rechtfertigung
- 7. Verstehen
- 8. Rhetorik
- 9. Einige begriffliche und terminologische Unterscheidungen
- 49–78 II. Moralische Praxis und Determinismus 49–78
- 1. Was ist der Ausgangspunkt der Kontroverse?
- 2. Tatsachen, Gründe und Verantwortlichkeitsurteile
- 3. Dissens über moralische Verantwortlichkeit
- 4. Praxis und philosophischer Zweifel. Nagels Perspektivismus
- 5. Dissens und rechtfertigungsbezogener Zweifel
- 79–108 III. Die Bedeutsamkeit moralischer Verantwortlichkeit 79–108
- 1. Praktische Konsequenzen (1)
- 2. Praktische Konsequenzen (2)
- 3. Moralische Verhaltenserwartungen
- 4. Moralische Selbstauffassung und Entscheidung
- 5. Die Konzeption eines moralisch verantwortlichen Akteurs
- 6. Die Bedeutsamkeit moralischer Verantwortlichkeit
- 109–156 IV. Moralische Verantwortlichkeit und alternative Möglichkeiten 109–156
- 1. PAP und Frankfurt-Szenarien
- 2. Alternative Möglichkeiten, Bewusstheit und Rationalität
- 3. Verhinderbarkeit: Alternative Möglichkeiten in Bezug auf Handlungskonsequenzen
- 4. Das Problem der Bewertung von Frankfurt-Szenarien
- 5. Die Unentschiedenheit der Debatte über Frankfurt-Szenarien
- Zusammenfassung
- 157–190 V. Letztheit, Moral und der Wille zu Glauben 157–190
- 1. Ultimative Verantwortlichkeit und Letztheitsbedingungen
- 2. Der moralische Sinn der Letztheitsansprüche
- 3. Inkompatibilismus und der Wille, an die Freiheit zu glauben
- Zusammenfassung
- 191–258 VI. Kritik des Inkompatibilismus 191–258
- 1. Moralische Evidenz und intentionales Handeln
- 2. Moralische Evidenz und libertarianistische Freiheit
- 3. Humes Argument und IP
- 4. Einiges über den Status und die Wirkungsweise von IP
- 5. Der Standardeinwand des Inkompatibilisten und seine zwei zugrunde liegenden Prinzipien
- 6. Zwölf Einwände gegen den Inkompatibilismus
- 7. Interpretation und Bewertung der Einwände
- Zusammenfassung
- 8. Konklusion und Ausblick
- 259–292 VII. Zeiten, Personen und die Übertragbarkeit moralischer Verantwortlichkeit 259–292
- 1. Überlegung, Entscheidung und Charakter
- 2. Verantwortlichkeit und charakterliche Kontinuität
- 3. Die Übertragbarkeit moralischer Verantwortlichkeit in diachroner Perspektive
- 4. Inkompatibilismus und das Problem der Übertragbarkeit moralischer Verantwortlichkeit
- 5. Konklusion und Erläuterung
- 293–334 VIII. Moralische Verantwortlichkeit als moralisches Problem 293–334
- 1. Verstehen und Verzeihen
- 2. Moralischer Fokus und die Ätiologie der Motivation
- 3. Rechtfertigen, Verzeihen, Entschuldigen
- 4. Zusammenfassung
- 335–342 Literaturverzeichnis 335–342
- 343–344 Personenregister 343–344
- 345–348 Sachregister 345–348