@article{2016:martinez:paradigmen, title = {Paradigmenwechsel in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung ‑ von betrieblicher Leistungsfähigkeit zu einer tierwohlorientierten Haltung}, year = {2016}, note = {Die landwirtschaftlichen Nutztiere stehen im Mittelpunkt der aktuellen Tierschutzdebatte in Deutschland. Sie findet ihren Ausgangspunkt in erheblichen Defiziten, die unabhängig von der Betriebsform und -größe bereits am Maßstab der derzeitigen Tierschutzstandards festzustellen sind. Geprägt wird die Debatte durch einen Wertewandel in der Gesellschaft und in der fachwissenschaftlichen Ethikdiskussion. Hatten diese Reflektionen zu Tierhaltung und Konsum tierischer Produkte zunächst häufig religiöse Bezüge, treten zunehmend andere gesellschaftliche Strömungen und Weltauffassungen gleichwertig daneben. Eine besondere Bedeutung erhält dabei das kontrakttheoretische Argument des New Deal. Aus einer soziologischen Perspektive wird die tierschutzrechtliche Debatte auch durch eine Entfremdung der Gesellschaft von der landwirtschaftlichen Produktion geprägt. Die am modifizierten ethischen Maßstab festgestellten Wertungswidersprüche verlangen nach einer Neuausrichtung des Tierschutzrechts. Diese Neuausrichtung muss im Lichte der Grundrechtsrelevanz für die Landwirte und - im Gegensatz zur bisherigen Praxis - vorrangig durch den parlamentarischen Gesetzgeber umgesetzt werden. Ein struktureller Ansatz ist hierbei die Schaffung eines Sonderregelungssystems für Nutztiere. Dieses System geht von der Prämisse der Nutzbarkeit der Tiere aus und entwickelt auf dieser Grundlage Tierschutzstandards, die über die bisherigen hinausgehen. Dabei müssen tierbezogene Kriterien im Mittelpunkt stehen. Die Steuerungswirkung der Generalklausel muss durch eine Objektivierung der Tatbestandsvoraussetzung „vernünftiger Grund“ wieder hergestellt werden. Ebenso bedarf die Sanktionierung von Verstößen einer weiteren normativen Ausgestaltung sowie einer Stärkung des Vollzugspotentials der Verwaltung. Die erforderliche Neuausrichtung des Tierschutzrechts in der Nutztierhaltung erfordert kompensatorische Zusatzmaßnahmen zugunsten der Tierhalter, um die Leistungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung als öffentliches Interesse von Verfassungsrang zu erhalten.}, journal = {RW Rechtswissenschaft}, pages = {441--467}, author = {Martinez, José}, volume = {7}, number = {3} }