@article{2018:martensen:mensch_und, title = {Mensch und Maschine in den Laboratorien Thomas Alva Edisons. Ein Beitrag zur Technikhistorie aus musikwissen- schaftlicher Sicht}, year = {2018}, note = {In der deutschsprachigen Musikwissenschaft wurde die Verbindung von Mensch und Maschine im Diskurs um die frühen Tonaufnahmemedien durch- aus erkannt, doch spielt hier die Aufnahmetechnik kaum eine Rolle. Mein Aufsatz wird dem Diskurs über das Verhältnis von Mensch und Maschine anhand von Werbematerialien aus dem Hause Thomas A. Edison Inc. über die von ihm entwickelten Abspielgeräte und Tonträger nachgehen, wobei hier insbesondere der sogenannte „New Edison“ betrachtet werden soll. Welche Werturteile und Interessen werden darin verhandelt? Wie wird Wirklichkeit dadurch konstruiert? Edison wollte seine Kunden davon überzeugen, dass eine auf dem „New Edison“ hergestellte bzw. abgespielte Tonaufnahme dem Original nicht nach- stehe. Er behauptete sogar, dass es sich bei dem Abspielgerät nicht um eine „crude talking machine“, sondern um ein „delightful musical instrument“ handele. Hierfür konnte er an bereits existierende Diskurse anknüpfen. So stellten sich auch Ingenieure auf den Standpunkt, der Phonograph sei ein „mechanisches Musikinstrument“, da man die Membran als Tonerzeuger und den Trichter als Tonentwickler bzw. -verstärker ansehen müsse. Zudem nahm Edison Bezug auf die Technikbegeisterung seiner Zeit und die Über- zeugung, dass mit Hilfe von Technik alles machbar sei. Er stellte sich damit in Opposition zu solchen Zeitgenossen, die in der Technik eine Gefahr sahen. Die Werbung aus dem Hause Edison zeichnet diesbezüglich ein optimisti- sches Bild: Das Aufnahmegerät zwingt dem Menschen bzw. seiner Stimme nach dieser Lesart nichts auf, er wird in keinster Weise diszipliniert, sondern Technik verhilft der menschlichen Stimme im Gegenteil dazu, glänzend hervorzutreten. Dem steht gegenüber, dass Edison durch seine voice trials ein Auswahlverfahren der Sänger/innen installierte, das mindestens indirekt Macht auf diese ausübte. Sänger/innen, die Edisons Vorstellungen in Bezug auf Natürlichkeit und Vibratofreiheit nicht entsprachen, wurden zu Plattenauf- nahmen gar nicht erst zugelassen. Sie mussten sich daher den Erfordernissen der Tonaufnahme anpassen. All dies kann als gouvernementalité im Sinne von Michel Foucault be- schrieben werden: Es wird eine freiwillige, selbsttätige Anschmiegung des Einzelnen an den Stand der Dinge gefördert - und dies gilt nicht nur für die Sänger, sondern auch für die Nutzer, die als Ko-Konstruktion beschrieben werden kann. Es geht um die Macht, Subjekte zu einem bestimmten Handeln zu bewegen. Der „New Edison“ kann daher als Artefakt mit menschlicher Substanz angesehen werden, der wiederum eine eigene Normierung und Habitualisierung der Nutzer hervorbringt.}, journal = {TG Technikgeschichte}, pages = {149--172}, author = {Martensen, Karin}, volume = {85}, number = {3} }