„Nit on meines Capitels Wissen“
Praktiken des Informations- und Wissensmanagements in der Verwaltung und Herrschaft des Bamberger Domkapitels, 1522–1623
Abstract
Whereas early modern cathedral chapters have mostly been studied as electoral bodies of prince-bishops and noble corporations, this study examines the administrative and governmental practices of the Bamberg cathedral chapter from the perspective of the history of knowledge. Its active governance and its efforts to establish an independent archive as well as a functioning administration show that the chapter was largely independent of the prince-bishop. As its written records also emerged as the central memory of the prince-bishopric, the cathedral chapter was indispensable for its existence in the age of the Reformation and Confessionalization. It played a decisive role in shaping state-building processes in the ecclesiastical electoral state.
Zusammenfassung
Während die Domkapitel des Alten Reichs meist als Wahlgremien der Fürstbischöfe und Adelskorporationen untersucht wurden, nimmt diese Arbeit die Verwaltungs- und Regierungspraxis des Bamberger Domkapitels aus einer wissensgeschichtlichen Perspektive in den Blick. Seine aktive Regierungstätigkeit sowie seine Bemühungen um ein eigenständiges Archiv und eine funktionierende Verwaltung zeigen, dass das Kapitel in wesentlichen Bereichen vom Fürstbischof unabhängig war. Weil sich seine Schriftlichkeit zudem zum zentralen Gedächtnis des Hochstifts entwickelte, war das Domkapitel im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung für dessen Existenz unverzichtbar. Es gestaltete Staatsbildungsprozesse im geistlichen Wahlstaat maßgeblich mit.