Der Pakt mit dem Mythos
Hugo von Hofmannsthals "zerstörendes Zitieren" von Nietzsche, Bachofen, Freud
Zusammenfassung
Warum erzählt Hugo von Hofmannsthal um 1900 Geschichten noch einmal, die die Welt seit über 2500 Jahren kennt? Diese Frage führt ins Herz dieser Untersuchung, die einen neuen Zugriff auf Hofmannsthals Poetologie anhand seiner irritierend archaischen und ästhetisch so beweglichen Mythosvariationen der Jahrhundertwende vorschlägt. Die hier in den Blick genommenen Dramen suchen in einem ersten Schritt den Dialog mit ihren stets hochkarätigen Intertexten (Sophokles, Euripides, Aischylos, Nietzsche, Bachofen, Freud). Darüber hinaus aber generieren Hofmannsthals Stücke in der Friktion von theatralem und skripturalem Raum, Ritualität und Intertextualität zunächst den Aufbau (Figuration), final jedoch den notwendigen Zerfall (Defiguration) der entworfenen Form (s)einer Mythosvariation. Das im Titel aufgenommene Zerstörende Zitieren beschreibt darum zum einen Hofmannsthals ebenso philologische wie poetische Technik im Umgang mit antiken Quellen, kulturphilosophischen Vordenkern und wissenschaftlichen Diskursen. Zum anderen zielt der Begriff auf die spezifische Darstellungsbewegung: In seinen Dramen führt Hofmannsthal anhand des Scheiterns bestimmter repräsentationaler Formen den Einbruch von Präsenz in den Raum der Repräsentation vor. Die Abfolge von textgenerierender Figuration (Repräsentation) und einbrechender Defiguration (Numinoses, Präsenz) evoziert ein iteratives und darin genuin mythisches Erzählen.
Schlagworte
Aischylos Euripides Sophokle- 9–28 Einleitung 9–28
- 159–200 III Ariadne auf Naxos 159–200
- 201–230 IV Pentheus 201–230
- 231–238 Schluss 231–238
- 239–253 Bibliographie 239–253
- 254–256 Dank 254–256