Zusammenfassung
Seit den Anfängen der abendländischen Kultur- und Literaturgeschichte sind Zorn und Wut zentrale Motive literarischer Texte. Zugleich sind sie Gegenstand intensiver theoretischer Reflexionen in verschiedensten Feldern des Wissens. Das Buch führt beide Aspekte in diskursgeschichtlicher Perspektive zusammen: Ausgehend von den antiken Voraussetzungen (von Homers Ilias bis Senecas De ira) stellt es den epochalen Umbruch in der Codierung des Zorns an der Schwelle zur Moderne ins Zentrum. War der Zorn Jahrhunderte lang als Wunsch nach Rache aufgrund gekränkter Ehre oder verletzten Rechts definiert worden, wird er seit Ende des 18. Jahrhunderts unter der neuen Kategorie des Gefühls (und mehr und mehr unter dem Namen ›Wut‹) mit Begriffen von Energie und Widerstand beschrieben: als Gefühl einer 'Beeinträchtigung unseres eigenen Ich’s' (Burdach). Während von der Antike bis zur Neuzeit der Zorn Ehre und Recht verteidigt, bewacht die moderne Wut: das Leben, das Begehren und das Glück. Die Studie untersucht anhand von Diskursen und Texten vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert sowohl die theoretischen Folgen und Weiterentwicklungen dieses Umbruchs als auch die Konsequenzen für das Erzählen von Zorn und Wut.
- Kapitel Ausklappen | EinklappenSeiten
- 9–12 Vorwort 9–12
- 131–166 IV. Begriffsgeschichte 131–166
- 503–558 Literaturverzeichnis 503–558
- 559–566 Register 559–566