Zusammenfassung
Goethes »große Hymnen« wie Mahomets Gesang, Wandrers Sturmlied, Prometheus und Ganymed zählen zu den zentralen poetologischen Texten des jungen Dichters und der Genieästhetik des Sturm und Drang. Allerdings artikulieren sich in ihnen recht widersprüchliche poetische Programme. Diese Widersprüche lassen sich erklären, wenn die Gedichte im Kontext der handschriftlich überlieferten ›Ersten Weimarer Gedichtsammlung‹ (1777) untersucht werden. Handelt es sich bei den Geniehymnen für sich betrachtet um »Bruchstücke einer großen Konfession«, so erscheinen sie im kunstvollen Arrangement der ersten zwölf Gedichte dieser Sammlung als integrale Bestandteile eines poetologischen Geniezyklus. Jedoch hat ihn Goethe in dieser Form niemals veröffentlicht und mit Absicht ›ruiniert‹. Die vorliegende Studie rekonstruiert in detaillierten intertextuellen und intra-kontextuellen Interpretationen die immanente Poeto-Logik dieses bislang verschütteten Hauptwerks des jungen Goethe. Sie legt die theoretische Ambition des Dichters frei, dessen metapoetische Selbstanalyse des lyrisch-poetischen Genies Hegels Phänomenologie des Geistes antizipiert und Kants Kritik der Urteilskraft durch eine Kritik der Einbildungskraft komplementiert. CHRISTIAN P. WEBER unterrichtet als Assistant Professor of German Studies an der Florida State University in Tallahassee.
- Kapitel Ausklappen | EinklappenSeiten
- 11–40 I. Einleitung 11–40
- 473–488 Quellenverzeichnis 473–488