Zusammenfassung
Theater bot für die Kriegsgefangenen und Soldaten des Ersten Weltkriegs nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch die Möglichkeit, das Grauen der Fronterlebnisse für eine gewisse Zeit zu vergessen. Das Spiel mit den Rollen brachte auch "die Frau" in das Leben nahezu isolierter Männergesellschaften – ausgewählte Gefangene und Soldaten wurden im Damenfach häufig als Stars gefeiert.
Der interdisziplinäre Band "Mein Kamerad – Die Diva" fokussiert das Theaterspiel an der Front und in Gefangenenlagern als kollektives Phänomen in traditionell männlich konnotierten Räumen. Internationale WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen, Jason Crouthamel, Eva Krivanec, Christoph Jahr, Peter Marx, Iris Rachamimov, gehen einer Bandbreite von Fragen nach: Wie spielen die gegensätzlichen Begriffe Krieg und Theaterspiel, Kameraden und Diven, Bomben und Bühnen zusammen? Wie begegneten sich das Bild eines "heldenhaften Frontkämpfers" und das eines Damendarstellers in Korsett und Spitzenhöschen? Fragestellungen der Genderforschung kommen ebenso zum Tragen wie Perspektiven der Theater- und Zeitgeschichte sowie der Psychologie. Das Phänomen des Front- und Gefangenenlagertheaters wird hier im internationalen Kontext und erstmalig disziplinüberschreitend und quellenkritisch beleuchtet. Ab dem 5. September 2014 findet im Schwulen Museum* Berlin, in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek und der theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln, finanziert vom Hauptstadtkulturfonds, eine Ausstellung statt, die am 8. November 2014 mit einem Symposium am Institut für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin ergänzt wird.
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