Zusammenfassung
Keine großen Posen vor der Kamera, sondern die unmittelbare Nähe zwischen Fotograf und Porträtierten zeigend: Das ist die Faszination, die von den Porträts des renommierten Fotografen der Weimarer Republik, Hans Casparius, ausgeht. Der fotografische Nachlass von Casparius wird in der Deutschen Kinemathek verwahrt. Die Auswahl für dieses Buch konzentriert sich auf Aufnahmen von Prominenten und Unbekannten – Menschen des Alltags, Schauspieler, Intellektuelle.
Als Fotograf war Hans Casparius Autodidakt. 1900 in Berlin geboren, aus wohlhabendem Elternhaus stammend, verdingte er sich aus Liebhaberei Ende der 1920er Jahre zunächst als Kleindarsteller beim Film. En passant begann er am Set zu fotografieren, spontan und ohne die professionelle Allüre der inszenierten Standfotografie. Der Regisseur G. W. Pabst förderte Casparius’ fotografische Ambition, die schließlich zu seinem Beruf wurde. Der Schriftsteller Arnold Höllriegel nahm ihn als Bildbegleiter auf seine Reisen in die Welt mit. So wuchs Hans Casparius’ Renommee. Er emigrierte 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland, zunächst nach Wien, 1938 weiter nach London, wo er 1986 starb. Casparius vermied Posen vor der Kamera. Seine Porträts wirken wie nebenher fotografiert, bergen den Funken der unmittelbaren Begegnung zwischen Fotograf und Porträtierten und bewegen durch ihre menschliche Nähe und den wahrhaftigen Ausdruck, die in ihnen aufgehoben sind. Es treten uns entgegen Menschen des Alltags – Frauen, Männer, Kinder. Und Persönlichkeiten der Zeit – der Schriftsteller Arnold Höllriegel, der Komponist Kurt Weill, der Rabbiner Leo Baeck und Sigmund Freud mit seinen Hunden. Schließlich Menschen vom Film: Elisabeth Bergner, Sybille Schmitz und Louise Brooks, Reinhold Schünzel, Rudolf Forster und Theo Lingen, Lotte Lenya, Carola Neher und Valeska Gert. Auch Hans Casparius im Selbstporträt. Sie alle von dessen Kamera berührt.
- 134–139 Von der Kamera berührt 134–139
- 140–142 Hans Casparius 140–142