Lesemodi schriftlicher Äußerlichkeit
Konzepte und ästhetische Wirksamkeit in Texten von Ludwig Tieck, Jean Paul, Elias Canetti und Walter Benjamin
Zusammenfassung
Lesen ist eine heterogene ästhetische Praktik. Ausgehend von dieser Beobachtung stellt die vorliegende Studie »Der Runenberg«, »Leben Fibels«, »Die Blendung«, »Einbahnstraße« und »Berliner Kindheit um Neunzehnhundert« als Beiträge zu einer literarischen Poetik des Lesens vor. Sie widmet sich anhand von Texten, die selbst kaum visuell gestaltet sind, der Rolle der Äußerlichkeit von Schrift im Leseprozess. Mit einem besonderen Interesse an abseitigen und randständigen Formen der Lektüre fragt sie: Welche Qualitäten von Schrift, welche Dispositionen von Leser:innen formen Lesehandlungen? Wie stehen verschiedene Arten und Weisen der Lektüre zueinander, und welche Folgen hat das für die Wahrnehmung der Welt durch lesende Figuren? Die Untersuchung erarbeitet ein Instrumentarium, sich diesen Fragen zu nähern, und wendet es in Textanalysen an. In ihrem Zentrum steht der Begriff des Lesemodus. Dieser schlägt vor, Lesen als dynamische und volatile Handlung zu begreifen. Darüber hinaus hilft der Begriff, Grenzziehungen und Dichotomien, die Theorien des Lesens etablieren, kritisch zu reflektieren.