Zusammenfassung
Das Werk von Friedrich Nietzsche hat stets polarisiert. Im 20. Jahrhundert entsprachen die Hauptlinien der Nietzschedeutung meist dem Grabenverlauf des Kalten Krieges. Daran konnte auch die Nietzscherenaissance wenig ändern, die von der enttäuschten Linken Westeuropas her allmählich in den Ostblock eindrang. Im Gegenteil: Die Nietzschedebatte kurz vor dem Ende der DDR und der sogenannte deutsche Literaturstreit kurz danach bezeugten eindrucksvoll das Fortwirken liebgewordener Feindbilder. Die Literaturwissenschaftler Wolfgang Harich und Karl Heinz Bohrer agierten hüben und drüben jeweils als Strategen von Weltanschauungskämpfen, die in den beiden Debatten kulminierten, sie aber überdauern sollten. Der Pazifist und der Bellizist, der Nationalkommunist und der Transatlantiker, der Heinrich-Mann-Preisträger der Ulbricht- und jener der Merkel-Republik verkörpern dabei in verblüffenden Parallelen den Typus Gesinnungskrieger, dem Nietzsche zum Ernstfall werden muß.
Biographische Informationen
Jürgen Große (*1963), Dr. habil., lebt als freier Autor in Berlin. Jüngere Veröffentlichungen: Philosophie der Langeweile (2008), Nach dem Vergnügen. Kompendium zur bürgerlichen Passion (2009), Dekadenzen. Ein Stundenbuch (2010).
Reihe
Aisthesis-Essay - Band 31
Schlagworte
Bohrer, Karl-Heinz Harich, Wolfgang Nietzsche /BRD Nietzsche /DDR Nietzsche, Friedrich Nietzsche-Rezeption Nietzschedebatte Nietzscherenaissance Pepperle, Heinz- Kapitel Ausklappen | EinklappenSeiten
- 147–148 Epilog 147–148