Zusammenfassung
Ausgehend von einem ausgeprägten Krisenbewusstsein erfahren Darstellungen gesellschaftlicher Verhältnisse, ihre Affirmation oder Kritik sowohl im literaturkritischen Diskurs als auch in der Gegenwartsliteratur unlängst eine zunehmende Bedeutung. Literatur erscheint in dieser Perspektive (wieder) als ein privilegiertes Medium der gesellschaftlichen Erkenntnis und als Instanz einer gesellschaftlichen Suchbewegung. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar und auffällig, dass die soziale Relevanz der literarischen bzw. kulturellen Produktion verstärkt thematisiert wird. Dieser Aufwertung der sozialen Referenzialität von Literatur steht jedoch eine literaturwissenschaftliche Praxis gegenüber, die soziale Sachverhalte aus ihrem Gegenstandsbereich weitgehend verbannt hat. Insbesondere bei den Theorien, die aus dem Strukturalismus wie dem Poststrukturalismus hervorgegangen sind, spielen die in den Texten beschriebene Wirklichkeit, die Beziehung dieser Wirklichkeit zu den Texten, die Entstehungsbedingungen oder die realen Rezeptionsvorgänge keine nennenswerte Rolle. Mit welchen theoretischen Herangehensweisen gilt es den neueren gegenwartsliterarischen Entwicklungen also zu begegnen? Und deutet sich bei der literaturwissenschaftlichen Verarbeitung dieser neueren Phänomene ein social turn an?
Der Sammelband vereint Beiträge, die sich den ästhetischen Transformationen und den Thematisierungsweisen des Sozialen in der Gegenwartsliteratur wie dem Bedingungsgefüge der entsprechenden Texte innerhalb des Literaturbetriebs widmen. Anhand konkreter Beispiele wird dabei gefragt, welches gesellschaftsdiagnostische und -kritische Potential diesen Texten zukommt. Zugleich stehen theoretische Perspektiven zur Diskussion, die für sich jenseits klassisch-sozialhistorischer Modelle die Rückholung des Sozialen in den literaturwissenschaftlichen Diskurs beanspruchen.
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- 7–14 Vorwort 7–14
- 284–288 Danksagung 284–288