Zusammenfassung
Der Band beschäftigt sich im Kontext der Theorie reflexiver Modernisierung mit der Frage, in welcher Weise sich in modernen Gesellschaften ein grundlegender Wandel in den Prinzipien der Vergesellschaftung und damit im Verhältnis zwischen dem Subjekt als Individuum, individuellem Handeln und gesellschaftlichen Institutionen vollzieht. Dabei zeigt sich das ›Neue‹ dieses Wandels in einer bisher ungewohnten Kombination und Weiterentwicklung von in modernen Gesellschaften entwickelten und vorhandenen Vergesellschaftungsprinzipien und Institutionalisierung. Institutionen ziehen sich zum einen zurück, zum anderen stellen sie zugleich neue Anforderungen und Herausforderungen an und Zumutungen für die Subjekte, die im Kern auf eine Vergesellschaftung durch die Subjekte im Sinne eines aktiven Handlungsimperativs zielen. Vor dem Hintergrund dieser analytischen Blickrichtung beziehen sich die Beiträge des Bandes mit ihren Befunden und Ergebnissen auf jeweils unterschiedliche Aspekte im aktuellen Verhältnis von Subjekt, Handeln und Institutionen und auf verschiedene Erscheinungsformen dieses neuen Zusammenspiels von individuellem Handeln, kollektiver Handlungskoordinierung und gesellschaftlicher Ordnung. Es wird gezeigt, in welcher Weise in unterschiedlichen Bereichen institutionelle Regelungen ihre Eindeutigkeit und Verbindlichkeit verlieren und sachliche Problemlösungen wie soziale Koordination auf die Akteursebene verlagert, prozessualisiert, situativ gehandhabt werden. Zudem wird die Auflösung institutionell etablierter Grenzziehungen und die damit einhergehende Notwendigkeit neuer Grenzziehungen des Institutionellen durch die Akteure selbst erörtert. Dabei stehen auf der Subjektebene neben der – institutionell erzeugten – Individualisierung mehrere Ansätze zur Verfügung, die nicht nur die neue Rolle von Subjektivität, sondern auch deren Ausformung in den Blick nehmen.