Zusammenfassung
Man kann ohne Übertreibung feststellen, dass der Terminus »Propaganda« einer der buntesten Hunde ist, die in der Kommunikationsgeschichte herumstreunen. Bei den Propagandabemühungen feindlicher Seiten stehen sich Wahrheiten unversöhnlich gegenüber. In der weltanschaulichen Perspektive jeder Seite nimmt sich das buchstäblich aus wie ein Kampf zwischen Gotteswort und Teufelswort, zwischen Wahrheit und Lüge. Eigenpropaganda wird sich stets als Integrationspropaganda, Feindpropaganda mithin im Prinzip als Spaltpropaganda manifestieren. Mit »Propaganda« verbindet sich heute bloß noch Ablehnung: Sie gilt einem Werben um Gefolgschaft, das nicht nur offensichtlich auf Lug und Trug beruht, sondern unvergleichlich schlimmer noch: das Kainsmal des Totalitarismus auf der Stirn trägt. Der kluge Propagandist sagt nach Möglichkeit schon deshalb die Wahrheit, weil man sich allzu leicht um seine Glaubwürdigkeit lügt. Die beste Propaganda ist manchesmal die, die überhaupt nicht wie Propaganda ausschaut. »Propaganda« wurde als Fachbegriff von dem breiteren und blasseren Topos »Kommunikation« nach und nach überlagert und aufgesaugt. Offenkundig lässt sich ein ungeliebter Begriff leichter ächten als ein ungeliebtes Phänomen realiter zum Verschwinden bringen.
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- 57–60 Vorwort 57–60
- 135–156 5. Debakel 1914–1918 135–156
- 231–234 Nachwort 231–234
- 285–300 5. Wie wirkt Propaganda? 285–300
- 301–310 6. Desinformation 301–310