Zusammenfassung
Geist und Politik sowie deutsche Kultur und westliche Zivilisation als Gegensätze zu verstehen, ist eine deutsche Krankheit, der auch Thomas Mann verfallen war, der zudem die Demokratie für keine den Deutschen angemessene Staatsform hielt, weil diese die Politik nicht lieben könnten: ein Unpolitischer unter Unpolitischen. Thomas Mann hat sich von dieser vorurteilsbeladenen Annäherung an Politik und Unpolitik befreit und mit der Demokratie arrangiert. Gewaltbereiter Radikalität setzte er nun republikanische Vernunft entgegen. Feindschaft, Verfolgung und Heimatlosigkeit waren die Folgen. Die Politik, die ihm ursprünglich fremd war, drängte sich in sein Leben und erzwang Stellungnahme, ohne dass er deswegen ein im Kern politischer Mensch oder gar ein politischer Denker geworden wäre. Kalt gelassen hat er die Deutschen in West und Ost nicht, zumal über Jahrzehnte die Idee der Kulturnation als Klammer um die unüberwindlich erscheinende Teilung diente, wodurch Geist unversehens Politik legitimierte. Im Nachkriegsdeutschland ist Thomas Mann mehr und mehr zum Praeceptor Germaniae geworden. Hohe Experten machen in diesem Buch seine Wege zur Republik und ins Exil, seinen Kampf gegen Hitler und seinen Einfluss auf das geteilte Deutschland anschaulich. Mit Beiträgen von Manfred Görtemaker, Philipp Gut, Helmut Koopmann, Horst Möller, Heinrich Oberreuter, Julia Schöll, Hans-Rudolf Vaget, Georg Wenzel, Ruprecht Wimmer und Hans Wisskirchen.
- Kapitel Ausklappen | EinklappenSeiten