Jahrbuch für Rechts- und Kriminalsoziologie '05
Saubere Schulen. Vom Ausbrechen und Ausschließen Jugendlicher
Zusammenfassung
Nach dem Ende des wohlfahrtsstaatlich regulierten Kapitalismus haben sich sowohl in den USA als auch in europäischen Ländern im Bereich der Schule Politiken und Diskussionen einer offensiven schulischen Exklusion verbreitet. Wie in der Sozialpolitik, der Kriminalisierungs- und Strafenpolitik lässt sich im Bereich von Bildungspolitik und Schule eine Renaissance von Ausschlussmechanismen, von entsprechenden Diskursen und Legitimationsfiguren beobachten. Die neuen Mechanismen offensiver Ausschließung treffen, je nach den Klassen- und Migrationsverhältnissen der Nationalstaaten, die „üblichen Verdächtigen“ von draußen und aus dem Inneren der Schule: Kinder und Jugendliche der „underclass“, bildungsferne Migrantenkinder, afroamerikanische Schüler, die Jugend der Banlieus, solche, die unbelehrbar an der Machokultur hängen, die Verhaltensgestörten in der Schule, die Undisziplinierten, die Gewalttätigen, solche, die keine Voraussetzungen für Lernen mitbringen, die keine zivilisatorische Grundqualifikationen haben.
Die Beiträge des Jahrbuchs befassen sich mit verschiedenen Aspekten und Dimensionen dieses „globalen“ Prozesses in verschiedenen Nationalstaaten. Bei „nationalen“ Modellen geht es um die Darstellung unterschiedlicher Wahlmöglichkeiten von Politik, um ihre Radikalität, um Unterschiede und Verbindungen zwischen Reden und Tun, Praktiken und Diskursen.