Zusammenfassung
Seit seiner Jugend kritisierte Wolfgang Harich die Philosophie Friedrich Nietzsches. Davon zeugen seine frühen Äußerungen aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs sowie entsprechende autobiographische Schilderungen. In den fünfziger Jahren verfestigte sich dann ein dezidiert marxistisches Nietzsche-Bild, das er Zeit seines Lebens verteidigte. Für Harich war Nietzsche der Wegbereiter, ja, Begründer der faschistischen Ideologie.
Die Kulturpolitik der DDR sah in der Hinwendung zu Nietzsche jedoch die Chance, von den eigentlichen Problemen des real existierenden Sozialismus abzulenken. Indem Harich am sozialistischen und humanistischen Erbe des originären Marxismus festhielt, löste er in den achtziger Jahren die Nietzsche-Debatte der DDR aus, die bis zum Untergang des Staates anhielt und Harich im kulturellen und wissenschaftlichen Leben der DDR endgültig isolierte.
Band 12 der »Schriften aus dem Nachlass Wolfgang Harichs« präsentiert Harichs letztes großes Werk, den Dialog »Nietzsche und seine Brüder«. Außerdem kommen zahlreiche Dokumente, Gutachten und Vorträge zum Abdruck, darunter auch Briefe an Erich Honecker, Willy Stoph, Kurt Hager oder Stephan Hermlin.
Schlagworte
Antisemitismus Nationalismus Rassismus Honecker Nietzsche-Debatte Paul Falck DKP Stalinismus Stephan Hermlin Manfred Buhr Kurt Hager Kulturbund- 733–746 Personenregister 733–746