Reformbedarf bei den sorgerechtlichen Befugnissen sozialer Elternteile
Eine rechtsvergleichende Analyse des deutschen und englischen Rechts zum Auseinanderfallen sorgerechtlicher Befugnisse und sozialer Verantwortung
Zusammenfassung
Das deutsche Familienrecht ist von einem starren Dualismus des Sorgerechts gekennzeichnet, denn der deutsche Familienrechtsgesetzgeber weist das Sorgerecht maximal zwei Elternteilen eines gemeinsamen Kindes zu. Mit dieser Beschränkung verwehrt das deutsche Recht jedoch eine Zuweisung des Sorgerechts an „soziale Elternteile“ wie Stief- und Pflegeeltern, die tatsächlich Pflege- und Erziehungsverantwortung für ein Kind übernehmen. Die Autorin zeigt auf, dass die sorgerechtlichen Befugnisse sozialer Elternteile de lege lata ihren Bedürfnissen nicht genügend Rechnung tragen. Vergleichend zieht sie hierbei die Rechtslage in England heran, benennt aufgrund der rechtsvergleichend gewonnenen Erkenntnisse Reformbedarf und präsentiert Lösungsansätze.
Abstract
German family law is characterized by a rigid dualism of custody rights as the German family law legislator assigns custody rights to a maximum of two parents of a joint child. With this restriction, however, German law denies an assignment of custody to "social parents" such as step-parents and foster parents who in fact take care of the child. The author shows that the custody rights of social parents de lege lata do not take their needs sufficiently into account. She draws comparisons with the legal situation in England, identifies the need for reform on the basis of the comparative legal findings and presents possible solutions.