Zusammenfassung
In seinem letzten Aufsatz »Le possible et le réel« lehnt Bergson die Verwendung des Begriffes 'möglich' für philosophische Fragen ab, da er zu falsch gestellten Fragen und so zu falschen Antworten führe. Dies ist aber nicht alles, was Bergson zu diesem Thema zu sagen hat. Die vorliegende Arbeit will in einer Relektüre des bergsonschen Werks den bislang nicht wahrgenommenen Facettenreichtum seines Möglichkeitsbegriffs ans Licht heben: Möglichkeit ist für ihn ein heuristischer Orientierungsbegriff der Intelligenz in der bewegten Welt. Die Funktionen des Möglichkeitsbegriffs in der praxisorientierten Erfassung der Wirklichkeit sind im Ergebnis drei: die Planungs- bzw. Erwartungsfunktion (Wahl, Handlungsvorbereitung), die Verwurzelungsfunktion (retrograde Erklärung) und die Untergliederungsfunktion (Schnitte, Ensemblebildung). Der innere Zusammenhalt ist durch die praktische Ausrichtung der Intelligenz gegeben: in allen drei Funktionen dient Möglichkeit zur Unterbrechung von Kontinuitäten, zur Homogenisierung von Heterogenitäten, zur faßlichen Einteilung des Wirklichen, und zwar indem sie ein Abbild der Wirklichkeit entwirft, das dieser als Möglichkeit gegenübergestellt wird. Im radikalen Absehen von der Wirklichkeit in ihrer Tendenzhaftigkeit (oft als Virtualität begriffen) sieht Bergson die Grundlage der Probleme, die klassische philosophische Begriffe wie z. B. der der Freiheit mit sich tragen.
Schlagworte
Bergson Henri Metaphysik Möglichkeit Philosophie- Kapitel Ausklappen | EinklappenSeiten
- 10–42 Einleitung 10–42
- 286–300 Literaturverzeichnis 286–300
- 301–304 Personenindex 301–304
- 305–308 Sachindex 305–308