Zusammenfassung
Schon vor Kants proklamiertem Primat der praktischen Vernunft hat Anselm von Canterbury durch die Entdeckung der epistemischen Priorität des moralischen Wertes die Tür zu philosophischen Erkundungswegen aufgestoßen, die selten konsequent beschritten werden. Diese Konsequenz besteht in der Entschlossenheit, das moralische Selbstverständnis des Menschen als Erkenntnischance wahrzunehmen statt als ein Problem, das der szientistischen Welterklärung im Wege steht. In diesen Aufsätzen zeigt Recktenwald im konstruktiven Dialog mit zeitgenössischen Philosophien, dass diese Chance kein Trug ist, sondern nur darauf wartet, zugunsten eines menschenwürdigen Bildes vom Menschen ergriffen zu werden.
Abstract
Even before Kant's proclamation of the primacy of practical reason, Anselm of Canterbury's discovery of the epistemic priority of moral value opened the door to philosophical avenues of exploration that are rarely followed consistently. This consistency manifests itself in the resolve to perceive man's moral self-understanding as an epistemic opportunity rather than as a problem that stands in the way of scientistic explanations of the world. In these essays, Recktenwald shows, in constructive dialogue with contemporary philosophies, that this opportunity is not a delusion, but only waiting to be seized in favor of a humane image of man.
Schlagworte
Anselm of Canterbury Anselm von Canterbury Entschlossenheit avenues of inquiry determination epistemische Priorität Erkundungswege epistemic priority Menschenwürde human dignity Moral moral value moralischer Wert morality philosophy Philosophie reality-defining ought Selbstverständnis szientistische Welterklärung reason Vernunft scientistic explanation of the world self-understanding wirklichkeitserschließendes Sollen- 93–118 Glaube und Vernunft 93–118
- 119–130 Erkennen oder Lieben? 119–130