Zusammenfassung
Die Philosophie Friedrich Nietzsches hat die theoretischen Grundlegungen der großen tiefenpsychologischen Schulen tiefgreifend beeinflusst. Im Falle der Psychoanalyse Sigmund Freuds vollzog sich diese Wirkung eher in Form einer impliziten Bezugnahme auf das Werk des radikalen Analytikers moderner Subjektivität, während sich in der Analytischen Psychologie C. G. Jungs durchgängig Spuren einer direkten Auseinandersetzung mit Nietzsches Denken nachweisen lassen. Nietzsches folgenreiche Kritik der Moderne findet bei Freud, Jung und Adler seinen Widerhall im Ringen eines von Brüchen durchzogenen Subjektes um neue und zeitgemäße Formen der Selbstverständigung. Ausgehend von grundsätzlichen Überlegungen zur Hermeneutik der Nietzsche-Rezeption, vereinigt der vorliegende Band Beiträge, die sich den bislang wenig erforschten Zusammenhängen zwischen Nietzsches Denken und den tiefenpsychologischen Konzeptionen der Psychoanalyse (S. Freud), Analytischen Psychologie (C. G. Jung) und Individualpsychologie (A. Adler) widmen. Als verbindende Achse erweist sich dabei die Idee des schöpferischen Menschen in seiner Eigenmacht zur Selbst- und Weltgestaltung. Der thematische Horizont des Buches schließt Reflexionen zur jüdischen Nietzsche-Rezeption ein und erweitert damit den Blickwinkel auf eine zeitgeschichtliche Dimension, die in den tiefenpsychologischen Diskursen- genannt oder ungenannt - präsent ist.