Zusammenfassung
Der "Zigeuner" ist eine Fiktion, die im Unterschied zu anderen Fiktionen, die kein Pendant in der Wirklichkeit haben, auf lebende Menschen, die Angehörigen der Sinti und Roma sowie auf Fahrendes Volk wie die Jenischen, projiziert wird. Er ist aber zugleich eine Konstruktion, die von Dichtern und Gelehrten geschaffen, verändert und erweitert wurde. Zigeuner stehen im Verdacht, „schwarze Kunst“ zu betreiben und mit dem Teufel im Bunde zu stehen; sie werden als schmutzig und abstoßend, als Faulenzer, Betrüger und Diebe denunziert. So tragen die Eigenschaften, mit denen deutsche Dichter ihre Zigeunerfiguren ausgestattet haben, dazu bei, dass Sinti und Roma noch immer aus der Gesellschaft ausgrenzt werden. Dieses Buch untersucht Zigeunerbilder in der deutschen Literatur und Wissenschaft, indem es anhand von 36 den „Literaturzigeunern“ zugeschriebenen Merkmalen die Verzerrungen, Denunziationen und Romantisierungen darstellt, die die deutsche Literaturgeschichte durchziehen. Der Autor bezieht dabei ausdrücklich Position gegen die auch von Vertretern von Sinti und Roma entschieden abgelehnte „Tsiganologie“ oder „Zigeunerwissenschaft“ mit ihrem essentialistisch-sozialromantischen Versuch, ein „Wesen“ des Zigeunertums wissenschaftlich zu definieren.
Schlagworte
Sinti Literaturgeschichte 1600-2000 Literaturwissenschaft Diskriminierung Germanistik Dämonisierung Fahrendes Volk Roma Deutsche Literatur Romantik Zigeuner- 81–88 Randexistenzen 81–88
- 101–104 Abschluss 101–104
- 123–128 "Schöne Literatur" 123–128
- 129–130 Sachbücher 129–130
- 131–134 Personenregister 131–134