Zusammenfassung
Im 18. Jahrhundert entstehen rund 300 deutschsprachige Theaterstücke, in denen das Militär und dessen Kontakt- und Reibungspunkte mit der Zivilgesellschaft im Fokus des dramatischen Geschehens stehen. Das immense Interesse der Öffentlichkeit speist sich nicht zuletzt aus dem fundamentalen gesellschaftlichen Strukturwandel im Zuge der Errichtung Stehender Heere. Tilman Venzl zeigt in seiner kulturhistorisch ausgerichteten literaturwissenschaftlichen Untersuchung auf, wie diese Militärdramen komplexe gesellschaftliche Prozesse literarisch zur Darstellung bringen und sich herrschaftsaffirmativ oder herrschaftskritisch auf die neuen Problemlagen einlassen. Erstmals werden dabei die Erkenntnisse der Neuen Militärgeschichte umfassend in die Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts einbezogen. So wird am Beispiel ausgewählter Militärdramen – hierunter auch Lessings Minna von Barnhelm und Lenz’ Die Soldaten – die gesamte form- und funktionsgeschichtliche Vielfalt des Sujets sichtbar.