Kommunikatives Handeln ist als eine wichtige Voraussetzung nicht nur diplomatischer Verständigung, sondern auch guter globaler governance designiert worden. Dieser Aufsatz arbeitet sich an dieser These kritisch ab. Er ruft zunächst in Erinnerung, dass die Unterscheidung zwischen den Sprechakten »arguing« und »bargaining« idealtypisch ist, empirisch aus unhintergehbaren Gründen beide Modi aber ineinander verwoben vorkommen. Er klopft sodann die hypothetischen Leistungen des kommunikativen Handelns für die gobal governance ab: Sein Beitrag zur Sozialisation muss im Lichte der stratifizierten sozialen Situation von Sozialisationsvorgängen kritisch hinterfragt werden. Der Machtwandel in den internationalen Beziehungen führt zu einer Reihe von Wertekonflikten, die letztlich nicht durch Überzeugungsvorgänge, sondern durch vernünftige Kompromisse zu heilen sind. In der Compliance-Politik steht neben und hinter der Verständigung über umstrittene Normbedeutung stets die relative Macht der beteiligten Staaten, deren »Schatten« sich den Aushandlungsprozessen unverkennbar aufprägt. Die Funktion kommunikativen Handelns beim Voranbringen internationaler (gar kosmopolitischer) Demokratie muss hinterfragt werden, weil das Konzept selbst angesichts der realen Verhältnisse der Staatenwelt und der zentralen Voraussetzung von Demokratie, nämlich der Existenz eines »Demos« sehr in Frage steht. Die große Bedeutung, welche Gerechtigkeitsfragen in internationalen Verhandlungen haben, verweist schließlich über die Grenzen der Rationalität - auch der kommunikativen - hinaus auf die emotionalen Komponenten menschlichen Handelns.
This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.
Der heruntergeladene Inhalt darf nur für eigene Zwecke genutzt werden. Jede Art der Vervielfältigung führt zu einer Urheberrechtsverletzung!
This form uses Google Recaptcha for spam protection. Please enable Marketing Cookies in order to activate Recaptcha and use this form.