Wer übernimmt die Pflegeverantwortung? Diese Frage hat sich vom Nischenthema feministischer Wohlfahrtsstaatsanalyse zur Schlüsselfrage in einer alternden Gesellschaft entwickelt. Jedoch verlief dieser neue Diskurs angesichts knapper Kassen wiederum geschlechtsblind. Es sind noch immer vor allem Frauen, die privat und weitestgehend unentgeltlich die Hauptlast der privaten, häuslichen Pflege tragen. Mit der im März beschlossenen Pflegereform wird nun zwar eine Pflegezeit eingeführt, die die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege verbessern soll, das Grundproblem löst sie jedoch nicht: Die Pflege in Deutschland baut nach wie vor auf familiale Solidarität; eine Übernahme der Pflegeverantwortung durch den Staat (Defamilialisierung) wird nicht diskutiert. In Dänemark dagegen wurde bereits früh ein anderer Pfad eingeschlagen mit dem Ziel, Frauen eine eigenständige Erwerbsarbeit zu ermöglichen. Der Staat übernahm weitreichende Aufgaben bei der hauswirtschaftlichen und pflegerischen Unterstützung älterer Menschen. Der Beitrag fragt daher, ob das dänische Care-Regime mehr Geschlechtergerechtigkeit ermöglicht als das deutsche.
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