Zusammenfassung
Im Zentrum der (auto-)ethnografischen Studie von Alina Brehm stehen die Interaktionen, Identitätskonstruktionen und affektiven Atmosphären in einem Café für Shoah-Überlebende. Wie wird dort mit den Nachwirkungen des Leids, das überlebt wurde, umgegangen? Die Autorin beschreibt die Gegenwärtigkeit der Shoah im Leben der Überlebenden und reflektiert zugleich ihre eigene affektive Teilhabe als nichtjüdische deutsche Forscherin an der Atmosphäre des Cafés. Sie berichtet außerdem von ihrem Weg in das Café – die Geschichte einer Auseinandersetzung mit der Shoah als stets unabgeschlossenem und konflikthaftem Prozess – und nimmt die individuellen wie gesellschaftlichen Schuldabwehrdynamiken in den Blick. Wie wirken die kaum symbolisierbaren »Repräsentanzen der Shoah« im Café, im Leben der Überlebenden und in der (Forschungs-)Beziehung zwischen der Autorin und ihnen?
Brehm legt die affektiven Konflikte und Schwierigkeiten der Forschung offen und analysiert die »Szenen« und Gespräche im Feld sowie die damit einhergehenden konfliktuösen und irritierenden Gegenübertragungsgefühle mithilfe der Tiefenhermeneutik. Im Anschluss an diese Analysen und unter Bezugnahme auf (raum-)theoretische Perspektiven begreift sie das Café als einen Ort, der versucht, die Dichotomien von Trauma und Realität, Vergangenheit und Gegenwart, Jüdischsein und nichtjüdischer Umwelt zu überwinden, was nie ganz gelingen kann. Auch das Café kann nichts »heilen«, aber es gibt dem Unsäglichen einen Raum.
Schlagworte
Autoethnografie Shoah Erinnerungskultur Szenisches Erinnern Tiefenhermeneutik Traumatheorie Überlebende Holocaust Jüdischsein Gefühlserbschaft- 7–10 Vorbemerkungen 7–10
- 11–24 Anfang 11–24
- 25–52 Methode 25–52
- 53–56 Personen 53–56
- 57–90 Vorgeschichte 57–90
- 91–204 Im Café 91–204
- 205–220 Zurück am Schreibtisch 205–220
- 221–228 Nachwort 2018 221–228
- 229–238 2021 in Wien 229–238
- 239–251 Literatur 239–251